"Spannende Naturbeobachtungen"

Eine Artikelserie in Zusammenarbeit mit den "Kieler Nachrichten" - Regionalausgabe - im Rahmen der Aktivitäten der Natur-, Umwelt- und Abfallberatungsstellen zur Umweltbildung im Kreis Plön 2020 und 2021

Fotos & Texte: NABU / Carsten Pusch


Nisthöhlen im Winterhalbjahr

Knuffige Überraschung mit schwarzen Knopfaugen

Vielen Natur- und Gartenfreunden stellt sich in diesen Tagen die Frage nach dem Umgang mit ausgebrachten Nisthilfen - sollen diese im Winter draußen hängen bleiben, im Herbst oder erst im Frühjahr gereinigt werden. Diese und ähnliche Anfragen laufen jetzt regelmäßig in den Umweltberatungsstellen des Kreises auf. Die erfreuliche Begegnung mit einer Haselmaus in einer Nisthilfe gibt Anlass für entsprechende Hinweise. Diese kleinen, „knuffigen“ Nager sind übrigens tagsüber nur mit sehr viel Glück einmal auf Nahrungssuche zu sehen, schon eher bei einer Kastenkontrolle.

 

mehr lesen

Die nachtaktiven Haselmäuse sind nämlich hervorragende Kletterer in artenreichen Gehölzstrukturen mit Hasel- und Schlehengestrüpp, die mit Brombeerbeständen durchsetzt sind, gerne in südexponierten Waldrändern, Knicks oder Böschungen. Von Mai bis Ende Oktober streifen sie dort umher und ernähren sich von Knospen, Nüssen, Beeren und kleinen, wirbellosen Tieren. Tagsüber schlafen die Haselmäuse in ihren faustgroßen, kugeligen, in Büschen und Bäumen aufgehängten Nestern aus Grasspreiten und Laubblättern. Gerne werden aber auch Nisthöhlen und Nistkästen für Vögel genutzt, es gibt sogar spezielle Kästen und Röhren für Haselmäuse.

 

Gut die Hälfte des Jahres befinden sich die Haselmäuse - bewegungslos eingerollt - im Winterschlaf in einem dichteren, frostsicheren Nest in Erdhöhlen, an Baumstümpfen oder auch in Nistkästen. Ihre stark reduzierte Körpertemperatur liegt nur knapp über dem Gefrierpunkt, Herzschlag und Atmung sind sehr stark verlangsamt - über zehn Minuten können dann zwischen zwei Atemzügen liegen.

 

Kohlmeise (NABU/C. Pusch)

Haselmäuse sind mausähnliche Nagetiere, gehören aber systematisch zur Familie der Bilche, den Schlafmäusen. Sie wiegen nur 15 bis 40 Gramm und werden knapp 15 Zentimeter lang, fast die Hälfte der Länge entfällt dabei auf den Schwanz.

 

In Schleswig-Holstein kommt die Art vor allem in süd-östlichen Regionen vor, im Kreis Plön verläuft die westliche Verbreitungsgrenze in etwa in einer Linie von Lütjenburg, östlich an Plön vorbei in Richtung Bad Segeberg.

 

Nisthilfen sollten daher unbedingt auch im Winterhalbjahr draußen hängen bleiben. Sie bieten besonders Vögeln in der kalten Jahreszeit einen geschützten Schlaf- und Ruheplatz. Aber auch andere Tierarten wie verschiedene Fledermäuse, Gelbhals- oder Waldmäuse, seltener Haselmäuse nutzen diese Quartiere vorrübergehend. In größeren Kästen können Eichhörnchen, Marder, Waldkäuze oder Hohltauben unterschlüpfen.

 

NIstkasten im Winter (NABU/C.Pusch)

Sollten Kästen im Herbst oder im Frühjahr von altem Nistmaterial gereinigt werden? Da gibt es verschiedene Ansichten. Verbleibt altes Nistmaterial im Winter im Kasten, können darin verschiedene, einige sogar sehr spezialisierte Wirbellosen-Arten überwintern. Vögel, Mäuse und Schlafmäuse nutzen das isolierende Material zum Schutz gegen Kälte. Andererseits finden sich im alten Nistmaterial auch mal mehr, mal weniger zahlreich Parasiten wie Vogelflöhe oder Zecken, die dann nur darauf warten, dass ein Wirt vorbei kommt. Ein zu starker Befall kann Vögeln die Nutzung der Nisthöhle im kommenden Jahr vergraulen - sofern genug alternative Ausweichquartiere vorhanden sind. Aber auch angehäufter Kot, Wachsmotten oder Aas, z.B. verstorbene Jungtiere, können zu einer starken Verschmutzung der Höhle führen, die eine frühzeitige Reinigung sinnvoll machen. Schauen Sie einfach mal in den Kasten! Auf jeden Fall sollte im Herbst erkennbar frisch eingetragenes Laub, Gräser oder Früchte von Mäusen oder Bilchen im Kasten belassen werden. Nisthilfen übrigens nie mit chemischen Mitteln reinigen, es reicht ein Spachtel und Handfeger, nur in ganz seltenen Fällen bei hartnäckiger Verschmutzung sollte auch mal heißes Wasser zum Einsatz kommen.

 


Ist der Ruf erst ruiniert...

Waldschaben erfüllen wichtige Funktionen

Es ist schon erstaunlich, welch schlechten Ruf Schaben - umgangssprachlich häufig als Kakerlaken bezeichnet - haben. Dabei leben nur rund ein Prozent der weltweit ganz überwiegend in denTropen und Suptropen vorkommenden 4600 Schabenarten in der Nähe des Menschen. Schaben gelten bei uns als Ekeltiere. Für die meisten Menschen macht es keinen Unterschied, ob sie die aus gesundheitlichen Gründen problematische Deutsche Schabe oder eine völlig harmlose Waldschabe vor sich haben. Letztere „leiden“ dann unter dem schlechten Ruf ihrer Verwandten. Nur wenige Naturfreunde habe die - eigentlich gar nicht so seltenen - Vertreter der Waldschaben bislang überhaupt gesehen. Dabei leben sie in unserer Umwelt vor der Haustür und spielen eine wichtige ökologische Rolle.

 

mehr lesen

Als problematisch gelten bei uns Schabenarten, die von ihrer Lebensweise eng an den Menschen angepasst sind. In warm-feuchten Bäckereien, Großküchen oder Laboren lebend, besteht durch die Insekten die Gefahr der Infektion von Lebensmitteln mit Krankheitserregern. Die meisten Arten sind Allesfresser, die sowohl Stoffe pflanzlicher als auch tierischer Herkunft fressen. Den Namen erhielten die urtümlichen Insekten übrigens aufgrund ihrer schabend-kauenden Ernährungsweise. Bei der Fortpflanzung legen Schaben ihre Eier nicht einzeln, sondern in sogenannten Eikapseln ab. Dort können sie lange überdauern und überstehen sogar Bekämpfungsaktionen. Entdeckt man auch nur eine einzige Kakerlake, ist mit Sicherheit anzunehmen, dass noch zahlreiche weitere Vertreter in unmittelbarer Nähe leben. Der abgeflachte, ovale Körperbau ist bestens angepasst an den Aufenthalt in engsten und fast unzugänglichen Verstecken. Schaben gelten nicht umsonst als wahre Überlebenskünstler. Und schnell sind die auch noch - bis zu 1,5 Meter pro Sekunde sollen die lichtscheuen Krabbler erreichen können. Bereits im 16. Jahrhundert wurden Schabenwettrennen veranstaltet.

 

Ein Befall durch Kakerlaken entsteht übrigens nicht notgedrungen aufgrund fehlender Sauberkeit oder mangelnder Hygiene. Vielfach werden diese z.B. durch Verpackungsmaterial oder im Urlaubsgepäck eingeschleppt. Die Vorratsschädlinge finden dann mit Küchenabfällen und Nahrungsmittelresten geeignete Nahrung vor, Zentralheizungen im Haus sorgen in den kalten Monaten für „Wohlfühltemperaturen“.

 

Waldschabe (NABU/C.Pusch)

Bei den völlig harmlosen Waldschaben hingegen handelt es sich um bis 14 Millimeter große Tiere, die sich an vor allem warmen Orten in Misch- und Laubwäldern, aber auch beispielsweise in Braundünenbereichen von zersetzenden Pflanzenteilen wie Falllaub, verrottendem Holz, aber auch Algen, Flechten, Honigtau oder Pollen ernähren. In den Monaten Mai bis Oktober lassen sich die tagaktiven Insekten finden. Männliche Waldschaben können übrigens sehr gut fliegen, die Weibchen sind flugunfähig. Die Überwinterung findet im Laub - oder auch mal in Komposthaufen statt. Waldschaben leben nicht von Nahrungsmitteln im menschlichen Haushalt, finden dort also keine Nahrung - und sterben in kurzer Zeit. Schaben haben darüber hinaus zahlreiche Fressfeinde, zudem werden ihre Eikapseln von parasitischen Wespen häufig parasitiert.

 

In ihrem Lebensraum haben Waldschaben eine große ökologische Bedeutung bei der Humusbildung und zur Bodenstreuzersetzung, sie sind wichtiger Bestandteil in der Nahrungskette vieler Ökosysteme, besonders den Waldökosystemen der Tropen. In Mitteleuropa leben wohl mindestens acht Arten von Waldschaben. Die zuletzt eingewanderte Art ist die Bernstein-Waldschabe, die aus Italien über die Schweiz inzwischen nach Deutschland gelangt ist. Die beiden heimischen Arten Lappland- und Waldschabe sind ursprünglich in Europa beheimatet.

 


Wertvolles Wildkraut am Wegesrand:

Die Wilde Möhre

Im Hochsommer gehört die Wilde Möhre Daucus carota mit zu den auffälligsten und häufigsten Pflanzen in unserer Landschaft. Ihre hübschen Blütenstände auf den dünnen Stielen scheinen fast zu schweben. Wie ein Wald von weißen Untertassen stehen sie der Sonne zugeneigt am Wegesrand. Die Blüten und Früchte bieten zahlreichen Arten von Wildbienen, Wanzen, Käfern und Fliegen Nahrung. Die Wilde Möhre ist nur eine von mehreren Doldenblütlern, die im Sommer ihre vielblütigen Köpfe den Insekten anbieten - sofern sie nicht vorher abgemäht oder auf anderem Weg - unsinnigerweise als vermeintliches „Unkraut“ - entfernt worden sind. Neben dem giftigen Schierling oder Bärenklau findet man unter den Doldenblütlern auch alte Gewürzpflanzen wie Anis, Dill und Kerbel. Aber auch Fenchel, Pastinak, Sellerie und eben auch die Wilde Möhre haben es aus dieser Gruppe auf unseren Speiseplan geschafft.

 

mehr lesen

Die 20 bis 120 cm hoch wachsende Art hat einen zweijährigen Zyklus. Aus den Möhrensamen keimen im ersten Jahr kleine Möhrenpflanzen, die dann erst im zweiten Lebensjahr zu blühen beginnen. Sie ist eine der vermutlich drei Stammpflanzen unserer heutigen Kultur-Möhren. Neben der heimischen Art wurden schon in der Antike afghanische und mediterrane Möhrenarten eingekreuzt. Im 18. Jahrhundert entstanden schließlich die bei uns beliebten orangen Möhren. Ihr auffälliger Farbstoff, das Carotin, ist verantwortlich für den vor allem in Süddeutschland gebräuchlichen Namen „Karotte“. Anderenorts werden sie auch als Gelbe Rüben, Mohrrüben oder Wurzeln bezeichnet. Die Wurzel der Wilden Möhre ist - im Gegensatz zur Gartenmöhre - bleich bzw. weiß, aber ebenfalls genießbar. Allerdings sollten nur die einjährigen Exemplare gegessen werden, da die Wurzeln der blühenden Pflanzen ziemlich scharf und holzig sind.

 

Blütendolde der Wilden Möhre (NABU/C. Pusch)

Die Blüten sind nektarführende Scheibenblumen und stehen in einer zusammengesetzten Dolde. Im voll aufgeblühten Zustand flach gewölbt, krümmen sich die Doldenstiele beim Aufblühen, zur Fruchtreife aber auch nachts einwärts, vogelnestartig zusammen. In der Mitte der Blütendolde befindet sich oft eine, manchmal mehrere, schwarzpurpurn gefärbte, sterile „Mohrenblüte“. Durch sie bekam die Wilde Möhre ihren Namen. Offenbar hilft die kleine dunkle Blüte bei der Vermehrung, denn sie wird im Vorbeifliegen als Insekt wahrgenommen und signalisiert anderen Arten „hier gibt’s was zu holen“. Dies scheint im Hochsommer, wenn alles blüht, ein kleiner Vorteil gegenüber der übrigen Konkurrenz am Wegesrand zu sein. Wildbienen, Blattwespen, Wanzen, Käfer und Fliegen aller Art zählen zu den Blütenbesuchern.

 

Vor und nach der Blüte rollt sich die Dolde arttypisch wie ein Vogelnest oder Becher, später dicht fest wie eine Faust zusammen. Die Fruchtreife der Klettfrüchte findet zwischen Juli und September statt. Dabei entstehen dichte Verstecke für allerlei Wirbellose, die Früchte wiederum werden sehr gerne von verschiedenen Wanzenarten angestochen und ausgesaugt.

 

Wilde Möhre (NABU/C.Pusch)

Die Wilde Möhre hat ihr Hauptvorkommen vor allem an nährstoffreichen Stauden- und ausdauernden Unkrautfluren trockenwarmer Standorte, an Weg, Straßen und Waldrändern hat. Nehmen Sie sich einmal Zeit am Wegesrand, die Blüten oder „Vogelnester“ der Wilden Möhre zu untersuchen, es ist erfreulich, wie viele verschiedene Insekten sich an dieser Pflanze entdecken lassen, die in der häufig ziemlich ausgeräumten Landschaft auch optisch noch erfreuliche Farbkleckse hinterlässt.

 


Raupe des Buchen-Streckfuß (NABU/C. Pusch)
Raupe des Buchen-Streckfuß (NABU/C. Pusch)

Zwischen Kunst und Punk -

Raupen heimischer Nachtschmetterlinge

Admiral, Tagpfauenauge oder sogar Schwalbenschwanz - die Namen dieser heimischen Schmetterlingsarten haben Sie sicher schon mal gehört, die attraktiven Falter beobachten können. Gänzlich unbekannt dürften den meisten Naturfreunden aber Arten wie Buchen-Streckfuß, die Erlen- oder auch die Ahorn-Rindeneule sein. Denn die Falter der drei zu den Eulenfaltern zählenden, nachaktiven Arten sind eher unauffällig gefärbt - für Laien schwer zu unterscheiden - und ruhen tagsüber bewegungslos in ihren Verstecken. Ihre Jugendstadien hingegen, die Raupen, gehören mit zu den auffälligsten Lebewesen, welche die heimische Natur zu bieten hat - optisch irgendwo angesiedelt zwischen Kunst und Punk: schwarzgelb, ein wenig rot - und haarig. Die damit verbundene Botschaft: Achtung, lasst mich in Ruhe und tut mir nichts, ich bin (vielleicht) giftig, schmecke überhaupt nicht oder rufe unangenehme Reaktionen hervor. Ob's hilft? Für die Raupe zumindest einen Versuch wert… Diese drei heimischen Arten besitzen ein weites Verbreitungsgebiet von Europa bis in den fernen Osten und fressen an zahlreichen Baum- und Straucharten.

 

mehr lesen

Der Buchen-Streckfuß oder auch Buchenrotschwanz Calliteara pudibunda erreicht eine Flügelspannweite bis knapp 70 Millimeter. Die Falter strecken beim Ruhen die Vorderbeine nach vorne (Name!). Die bis zu 50 Millimeter großen Raupen sind intensiv gefärbt und auffällig behaart. Es gibt eine gelbe und eine rosa Variante. Sie tragen zahlreiche lange, der Grundfärbung angepasste Haare an den Seiten, am Rücken erst nach dem siebten Segment. Auf den hinteren Segmenten finden sich sehr dichte, hell gefärbte, nach oben gerichtete Haarpinsel. Auf dem elften Segment findet sich ein nach hinten gerichteter, rot-orange gefärbter Haarpinsel mit längeren Haaren. Zwischen den Segmentringen und auf der Unterseite sind die Raupen tief samtschwarz gefärbt. Die Falter des häufigen Buchen-Streckfuß kommt in fast ganz Europa vor und leben vor allem in Laubwäldern, Parks und Gärten, die Raupen findet man von Juli bis Oktober.

 

Erlen-Rindeneule (NABU/C.Pusch)

Falter der Erlen-Rindeneule Acronicta alni erreichen eine Flügelspannweite bis 45 Millimetern. Junge Raupen sehen aus wie Vogelkot, was einen sehr effektiven Schutz vor Fressfeinden darstellt. Erwachsene Raupen werden bis 35 mm lang und sind unverwechselbar gefärbt. Die schwarze Grundfärbung ist mit grellgelben Querbinden versehen, vom Körper ragen dann auffällige, lange, einzelne und keulenförmig verdickten Borsten ab. Die Art kommt vereinzelt in feuchten und mäßig trockenen Misch- und Laubwäldern, in feuchten Flusstälern und Bruchwäldern vor, aber auch in Streuobstwiesen, Gärten und Parklandschaften. Sie bildet ebenfalls nur eine Generation pro Jahr, die Raupen finden sich von Juni bis September. Die Erlen-Rindeneule gilt in den Bundesländern wie Brandenburg, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern oder Niedersachsen als gefährdet.

 

Ahorn-Rindeneule (NABU/C. Pusch)

Als letzter Vertreter aus der Familie der Eulenfalter sei hier die Raupe der Ahorn-Rindeneule Acronicta aceris vorgestellt. Deren behaarten Raupen werden gut vier Zentimeter lang. Die graue Grundfärbung ist durch gelben oder orangefarbenen Borsten, die größtenteils in kegelförmigen Büscheln angeordnet in alle Richtungen abstehen, kaum zu erkennen. Am Rücken fehlen Haare, auf jedem Segment ist ein großer weißer, leicht karoförmiger Fleck, der schwarz umrandet ist. Die in Deutschland nicht gefährdete Art lebt bei uns in feuchten Laubwäldern mit Ahornen und Pappeln aber auch in etwas trockeneren Gebieten mit Alleen, Parkanlagen und Gärten. Sie sind zwar weit verbreitet, aber selten. Im Norden bildet die Art nur eine Generation. Ihre Raupen findet man von Juli bis September.

 

Grundsätzlich sollte man sich vor behaarten Raupen immer ein wenig vorsehen, aber nur einige wenige Arten stehen im Verdacht, auch Allergien auslösen zu können. Vorsicht heißt nun aber nicht, gleich unnötig hektisch zu werden. Augen auf bei der Suche, viel Freude beim Entdecken - und Finger weg beim Beobachten. Zum Schutz der Tiere muss man ja auch nicht gleich alles anfassen und in die Hand nehmen.

 


Die Weibchen haben die Hosen an -

Von Knautien-Sandbiene und Dunkelfransiger Hosenbiene

Zu den auffälligsten heimischen Wildbienen zählen neben den Hummeln auch Arten wie die hier vorgestellten Knautien-Sandbiene sowie die Dunkelfransige Hosenbiene. Beide Arten graben ihre Nester in mageren, wärmebegünstigten, schütter bewachsenen Flächen. Von den rund 300 Wildbienenarten allein in Schleswig-Holstein legen rund 75% ihre Nester im Boden an, ein deutlich kleinerer Anteil nutzt Hohlräume, Schilfhalme oder Käferbohrlöcher zur Nestanlage oder lebt als sog. „Kuckucksbiene“ auf Kosten ihrer Wirtsbienen. In der öffentlichen Wahrnehmung spielen die im Boden lebenden Arten allerdings leider häufig eine untergeordnete Rolle. Dabei kann man auch für diese Arten durchaus etwas im heimischen Garten tun.

mehr lesen

Die Knautien-Sandbiene Andrena hattorfiana und die Hosenbiene Dasypoda hirtipes sind beides große, solitär lebende Arten und werden von Laien - trotz aller Merkmale - schnell mal mit Honigbienen verwechselt. Die Knautien-Sandbiene ist eine attraktive Art mit teilweise rotem Hinterleib. In Kombination mit ihrer Spezialisierung auf Kardengewächse - denn nur dort sucht sie nach Nahrung, Pollen und Nektar für ihre Nester - ist diese Art leicht anzusprechen. Zwischen Mai bis August fliegt die se Sandbiene fast ausschließlich an Witwenblumen (vor allem der Wiesen-Knautie) in trockenen, vegetationsarmen (Streuobst-) Wiesen, Magerrasen, Wald- und Wegränder etc. Dort werden einzelne, versteckt liegende, selbst gegrabene Erdnester angelegt. Die Spezialisierung auf nur eine Pflanzenfamilie führt zur Gefährdung dieser Art durch die Bewirtschaftung der Landschaft durch den Menschen. Starke Düngung und häufige Mahd im Sommer entziehen der Sandbiene ihre Nahrung. Zum Schutz dieser und anderer Insektenarten sollte nicht mehr als zweimal im Jahr oder alternierend gemäht werden, so dass ein ununterbrochenes Blütenangebot die Versorgung der Brutzellen sicherstellt. In der Roten Liste wird die Knautien-Sandbiene bereits in Kategorie 3 „gefährdet“ gelistet.

 

Die Weibchen der Hosenbiene Dasypoda hirtipes besitzen auffällig lange Haarbürsten an den Hinterbeinen - die Weibchen haben hier die (namensgebenden) „Hosen“ an, den Männchen fehlen dieses Sammelstrukturen. Auch diese Art ist beim Blütenbesuch spezialisiert, fast ausschließlich Korbblütler wie Bitterkraut, Wegwarte, Acker- und Rauhe Gänsedistel, Herbst-Löwenzahn, Gewöhnliches Ferkelkraut, Habichtskraut, Wiesen-Pippau stehen auf der Liste. Das Nest wird von Juni bis September in selbstgegrabenen, bis zu 60 cm tiefen Gängen im Sand bzw. in lockerer Erde in kleinen bis (sehr) großen Aggregationen angelegt.

 

Weibliche Hosenbiene (NABU/C. Pusch)

Von den Hosenbienen ist diese Art noch die häufigste, aber ebenfalls durch den menschlichen Umgang mit Naturflächen zunehmend gefährdet. Sandige Flächen werden "kultiviert" und blütenreiche Ruderalflächen „aufgeräumt“. Zudem fallen offene Flächen schnell der natürlichen Sukzession, anfeuert durch erhebliche Nährstofffrachten in der Umwelt, zum Opfer, sie verbuschen dann schnell und gehen so für die im Boden nistenden Arten kurz- bis mittelfristig verloren, sofern sie nicht offengehalten werden.

 

Daher der Appell, auch im eigenen Garten etwas für den Erhalt der bedrohten Bodenbewohner zu tun. Sei es durch Herstellung von mageren Flächen im heimischen Garten, durch das Anpflanzen bienenfreundlicher, heimischer Pflanzenarten und durch den Erhalt auch kleinerer Ruderalflächen vor der Haustür in ihrer Gemeinde.


Unter Blüten und Blättern lauert die Gefahr:

Die Braune Buschkrabbenspinne

Die Echten Krabbenspinnen (Gattung Xysticus), auch Buschkrabbenspinnen genannt, sind eine Gattung aus der Familie der Krabbenspinnen. Die artenreiche Gruppe ist fast weltweit verbreitet und auch in Mitteleuropa mit etwa 26 Arten vertreten. Allerdings werden auch in Europa durch genaue Untersuchungen immer noch neue Arten entdeckt, die bisher anderen Arten zugeordnet worden sind.

mehr lesen

Die Echten Krabbenspinnen bauen wie alle Krabbenspinnen keine Fangnetze. Ihre Vertreter lauern in der Krautschicht, auf Büschen, vor allem auf Blättern oder unter Blüten auf ihre Beute, die mit den vergrößerten ersten beiden Beinpaaren ergriffen und dann durch einen typischen Nackenbiss getötet wird. Als Beute dienen Insekten verschiedener Gruppen, allerdings auch aus größere, selbst Hornissen und Schmetterlinge. Aber auch Spinnen werden nicht verschmäht.

 

Ist das Beutetier nah genug, schnellen sie blitzschnell darauf zu und überwältigen es. Mit dem vorderen, längeren Beinpaar wird die Beute festgehalten - und auch ferngehalten, sodass auch wehrhafte Insekten nicht zustechen können.

 

Buschkrabbenspinne mit Kokon (NABU/C.Pusch)

Die Weibchen werden 6 bis 8 Millimeter, die Männchen 3,5 bis 5,6 Millimeter lang. Die Grundfarben sind dunkle und helle Brauntöne. Der Vorderkörper trägt lateral breite, dunkle Streifen. Charakteristisch ist ein großes Dreieck auf der Oberseite des Prosomas, auf dessen nach hinten gerichteter Spitze ein schwarzer Punkt liegt.

 

Auf dem Hinterkörper der Spinne ist eine Art großer Blattzeichnung zu sehen, die sich meist heller von der restlichen Färbung abhebt. Die Färbungen und Zeichnungen sind aber variabel, die kleineren Männchen sind insgesamt meist dunkler als die Weibchen.

 

Vor der Paarung umspinnt das Männchen das Weibchen mit Fäden. Nach der Begattung kann sich das Weibchen aus den Fäden befreien. Es wird vermutet, dass diese „Fesselung“ für das Überleben des Männchens nach der Paarung von Bedeutung ist, dieses gewinnt dadurch etwas Zeit, um sich in Sicherheit bringen zu können.

 

Nach der Paarung stellen die Spinnen einen flachen, weißen Eikokon her, der meist nur wenig getarnt recht sichtbar auf Pflanzen befestigt wird. Die Spinnenmutter sitzt darauf, jagt nicht mehr und bewacht diesen bis zu ihrem Tod. Kurz zuvor ritzt sie den sehr festen Kokon an, damit die gegen Ende des Sommers schlüfenden Jungspinnen überwintern in Bodenritzen.

 

Krabbenspinne mit Beute (NABU/C. Pusch)

Die Buschkrabbenspinnen kommen in ganz Europa vor, besonders aber in Nordeuropa und sind überall häufig in geeigneten Lebensräumen, auf Wiesen und an Waldrändern anzutreffen. Die Braune Krabbenspinne ist die häufigste Art ihrer Gattung, allerdings gibt es in Mitteleuropa eine Reihe sehr ähnlicher Arten. Eine sichere Bestimmung ist meist nur durch die Untersuchung der Geschlechtsorgane möglich.

 

Schauen Sie doch einmal beim nächsten Gartenbesuch oder beim nächsten Spaziergang unter lockende Blüten und schützende Blätter - sie werden sich wundern, was da alles so auf Beute lauert…


Beliebt, besungen, gefürchtet und wohlschmeckend:

Maikäfer gibt’s auch noch im Juni

Ganz vorneweg, um mal ein bisschen Verwirrung zu stiften: Maikäfer ist nicht gleich Maikäfer. Unter dem Begriff Maikäfer werden alle Käfer der Gattung Melolontha aus der Familie der Blatthornkäfer zusammengefasst. Dieser Name orientiert sich an der Gestalt der Fühler, deren letzte Glieder blattförmig verbreiterte Lamellen aufweisen. Auf diesen Fühlerlamellen befinden sich bis zu 50.000 Geruchssensoren, mit denen die Männchen die paarungsbereiten Weibchen aufspüren.

mehr lesen

Der bekannteste Vertreter dieser Gattung ist der Feldmaikäfer Melolontha melolontha. Ebenso in Schleswig-Holstein heimisch ist der sehr seltene - Wald- oder Roßkastanienmaikäfer Melolontha hippocastani, aktuell wohl nur im Kreis Lauenburg zu finden sowie eine weitere, in Norddeutschland nicht vorkommende Art. Feld- und der Waldmaikäfer sind sehr bekannte Arten, sie werden in Volksliedern besungen und von vielen Naturfreunden als erfreuliche Beobachtung gerne auch dem NABU gemeldet. Gelegentliche, lokale Massenentwicklungen können sich besonders auf Eichen auswirken. Auch der Wurzelfraß der im Boden lebenden Larven, der Engerlinge, kann dann Schäden verursachen, da sie an den verschiedensten Pflanzenarten auftreten können.

 

Die Engerlinge schlüpfen nach 4 bis 6 Wochen aus den im Boden abgelegten Eiern und ernähren sich, angelockt durch die Ausscheidungen (Kohlenddioxid) von feinen, später auch dickeren Wurzeln. Bei Trockenheit wandern die Engerlinge aus oberen Bodenschichten in tiefere, feuchtere Schichten. Bei Regen arbeiten sich die Larven in Richtung Bodenoberfläche vor. Nach 4 Jahren sind die Engerlinge vollständig entwickelt und verpuppen sich in bis zu 1 m Tiefe. Sobald sich der Boden im nachfolgenden Frühjahr erwärmt, graben sich die Käfer bis dicht unter die Bodenoberfläche und schlüpfen meist gegen Ende April bei günstigen klimatischen Bedingungen in der Dämmerung.

 

Nach erfolgreicher Fortpflanzung fressen Feldmaikäfer bis zu ihrem Tod gerne auch an Obstbäumen, während Waldmaikäfer Eichen, Buchen und Hainbuchen bevorzugen. Bei idealen Bedingungen kann es dann zu Massenvermehrungen kommen, alle 3-5 Jahre gibt es ein sogenanntes Maikäferjahr, regional wurde das in diesem Jahr beispielsweise in Süddeutschland beobachtet.

 

Aber auch in Schleswig-Holstein gab es immer wieder großangelegte Sammelaktionen, um den Befall zu bekämpfen. So zahlte die Gemeinde Klausdorf 1887 3 Pfennig je Pfund (716 Pfund wurden gesammelt), 1903 gab die Gemeinde Raisdorf 5 Pfennig je Pfund dazu. Im Massenflugjahr 1938 wurden in der zur „Maikäferschlacht“ erklärten Bekämpfung in ganz Schleswig-Holstein zusammen knapp 200.000 kg, im Kreis Plön insgesamt 45.556 Kilogramm Maikäfer gesammelt und vernichtet - ein Maikäfer wiegt übrigens etwa 1 Gramm. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann dann die chemische Bekämpfung.

 

Zu den natürlichen Feinden der Maikäfer und ihrer Larven zählen Maulwurf, Dachs, Spitzmaus oder Wildschwein, aber auch Saatkrähen und Möwen. Eine wichtige Rolle als natürliche Gegenspieler spielen zudem Parasitoide, d.h. Fliegen- und Wespenarten, deren Larven ihre Wirte zunächst nur schädigen, später aber auch töten und schließlich auffressen, sowie bestimmte Pilze. Übrigens gab es Zeiten, in denen Maikäfer auch für die menschliche Ernährung genutzt wurden - und nicht nur in der Not: „Unsere Studenten essen die Maikäfer ganz roh, ganz wie sie sind und nicht wenige ohne den geringsten Nachteil“, wusste zum Beispiel die Fuldaer Zeitung 1925 zu berichten. „In vielen Konditoreien sind sie verzuckert zu haben, und man isst sie kandiert in Tafeln zum Nachtisch.“ Auch ein Rezept für Maikäfer-Bouillon ist überliefert.

 

Also, Augen auf beim nächsten Naturspaziergang, vielleicht finden auch Sie einen Maikäfer im Juni, oder Sie suchen gleich nach dem Junikäfer - den gibt es nämlich auch!


Ein Wald von Elefantenohren

Die Gewöhnliche Pestwurz

Wer in diesen Tagen entlang der heimischen Gewässer spaziert, wird an der einen oder anderen Stelle auf ungewöhnliche, fast blattlose und bis zu vierzig Zentimeter hohe Blütenstände der Gewöhnlichen Pestwurz Petasites hybridus (L.) treffen. Jetzt, im zeitigen Frühjahr, sind verschiedene Wildbienenarten, vor allem aber auch Honigbienen zu beobachten, die vom reichlichen Nahrungsangebot profitieren. Die im Verhältnis zum Blütenstand noch kleinen Blätter lassen überhaupt noch nicht erkennen, dass später - nach dem Verblühen - hier die größten Blätter Mitteleuropas heranwachen. Die Schatten der bis zu 60 Zentimeter breiten, ausladenden Blätter - ein wenig an Rhabarberblätter erinnernd - bedecken ganze Sandbänke und Uferbereiche. Mit dem bis zu vier Zentimeter dicken Rhizom trägt die Pestwurz auch zur Uferbefestigung bei.

mehr lesen

Anfänglich sind die auffälligen, riesigen Blätter auf der Unterseite wollig behaart, diese Behaarung verliert sich aber im Laufe des Sommers. Besonders unter Kindern werden diese Blätter auch gerne als Elefantenohren bezeichnet. Da die Art bei geeigneten Bedingungen größere Flächen bedecken kann - unter dem Schatten der Blätter wächst fast nichts anderes -, werden solche Standorte gerne mal als „Wald der Elefantenohren“ bezeichnet.

 

Die Gewöhnliche Pestwurz wird auch Bach-Pestwurz oder Rote Pestwurz genannt. Sie zählt zur typischen Bachbegleitflora und bevorzugt sickernasse oder zeitweise überflutete, nährstoffreiche Böden. Oft findet sich die Pestwurz an Bach- und Flussufern, insbesondere auf frisch angeschwemmten Sandbänken und an nach Frühjahrshochwässern schlammbedeckten Bachufern. Dort ist die Art auch als sogenannter „Schwemmlandbefestiger“ von Bedeutung. Die Pestwurz gehört zur Familie der Korbblütler und zählt zu den ersten Frühjahrsblühern. Noch vor den Grundblättern erscheinen zwischen Anfang März bis Mai die zusammengesetzten, traubigen Blütenstände mit ihren zahlreichen, dicht stehenden rötlich-weiß-violetten Blütenköpfen. Die männlichen Blütenköpfe werden etwa 7 bis 12 mm lang und sind etwa doppelt so groß wie die weiblichen. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten. Für Bienen gehört die Pestwurz zu den ersten Nektar- und Pollenlieferanten im zeitigen Frühjahr. Die Samen, die sich in den weiblichen Blüten bilden, besitzen Flughaare und werden mit dem Wind verbreitet.

 

Pestwurz mit Blüte (NABU/C.Pusch)

Das Verbreitungsgebiet der Gewöhnlichen Pestwurz umfasst Europa nördlich bis Schottland, die Türkei und das Kaukasusgebiet. In der Antike wurde die Pestwurz in Griechenland und bei den Römern gegen Geschwüre und schlecht heilende Wunden eingesetzt. Im Mittelalter versuchte man mit den stark riechenden ätherischen Ölen der Pestwurz erfolglos die Pest zu vertreiben. Zudem werden verschiedene Wirkungen der Pflanze als schleimlösendes Hustenmittel sowie als Kühlmittel bei Insektenstichen beschrieben. Schon im 19. Jahrhundert wurde auch die schmerzstillende und krampflösende Wirkung der Pflanze festgestellt. Auch gegen Migräne und Heuschnupfen soll die Pestwurz ausgesprochen wirksam ist, allerdings wird diese wichtige, vielseitige Heilpflanze bislang noch nicht sehr häufig eingesetzt.

 

Doch Vorsicht! Ausdrücklich gewarnt wird vor Zubereitungen als Tee aus Pestwurz-blättern oder -wurzeln, denn im Naturzustand enthält die Pflanze Substanzen mit krebserregender und möglicherweise toxischer Wirkung. Daher werden für standardisierte Fertigpräparate nur Pflanzen einer bestimmten Variante aus kontrolliertem Anbau genutzt, aus denen zusätzlich durch spezielle Extraktionsverfahren Restmengen der gefährlichen Stoffe entfernt werden.

 

Achten Sie doch bei einem ihrer nächsten Spaziergänge auf diese jetzt blühende Pflanzenart, später im Jahr auf die riesigen, im Uferbereich stehen-den Blätter – ein urweltlicher Anblick. Im Umfeld des Rosensees, an verschiedenen anderen Stellen der Schwentine, auch am Wielener See sowie an vielen anderen Gewässer nahen Bereichen werden Sie diese eindrucksvolle Pflanzen leicht finden!


Goldfarbener Hungerkünstler:

Der Goldgelbe Zitterling

Der Winter scheint sich seinem Ende zu nähern, der letzte Schnee ist gerade geschmolzen. Auf dem Waldboden liegt das Laub des letzten Jahres, alles sieht noch etwas einfarbig und langweilig aus - so richtig traut die Tier- und Pflanzenwelt den steigenden Temperaturen offenbar noch nicht über den Weg. Die ersten Frühjahrsblüher kommen zaghaft aus ihren Zwiebeln, Winterlinge, Schneeglöckchen und Krokusse, ein paar Fliegenarten und die erste Wiesenhummeln-Königinnen summen herum und sogar erste Schmetterlinge wie ein Kleiner Fuchs setzen vorsichtig farbige Frühlingsakzente. Umso mehr springt gelegentlich den Spaziergängern gerade in dieser Jahreszeit ein knallgelb bis tieforangen gefärbter Pilz ins Auge - der Goldgelbe Zitterling (Tremella mesenterica).

mehr lesen

Dieser findet sich zumeist auf abgestorbenen Ästen und Stämmen von Laubhölzern wie Eiche, Esche, Hasel und Buche. Bevorzugt werden feuchte, am Boden liegende Zweige und Äste besiedelt, aber auch an noch stehendem Holz, sogar hoch in den Bäumen, ist dieser auffällige Pilz zu entdecken. Die Art parasitiert am Pilzgeflecht, (Mycel) von Rindenpilzen. Eigentlich gibt es diesen Pilz das ganze Jahr über, aber im neblig, nassem Winterhalbjahr ist diese farbenfrohe Art erst recht auffallend. Wegen der Farbe und seiner wackeligen Konsistenz erklärt sich auch der Name des Pilzes.

 

Taxonomisch gehört der Goldgelbe Zitterling zu den Ständerpilzen. Aufgrund seiner genetischen Verwandtschaft wird die Art - für Laien überraschend - den Champignonartigen zugerechnet, äußerlich allerdings verbindet den Zitterling aber so gut wie nichts mit diesen Arten. In der Literatur finden sich Hinweise, dass der Pilz essbar, also ungiftig, aber geschmacklos sei. Die gallertartige bis gummiartige Konsistenz verleiht Suppen Textur. In China wird der Pilz von Vegetariern verwendet, um eine immunstimulierende, kühle Suppe zuzubereiten. Nach verschiedenen Quellen soll es sich beim Goldgelben Zitterling um einen sog. Vitalpilz handeln, der entzündungshemmend und bei Erkrankungen der Atemwege schleimlösend wirken soll. Auch sei er immunstimulierend, blutzucker- und cholesterinsenkend. Achtung, wie immer bei Pilzen der Hinweis, aufgrund der Verwechslungsgefahr mit möglicherweise giftigen Arten soll man nur Pilze essen, die man kennt und ausdrücklich zum Verzehr geeignet sind!

 

Goldgelber Zitterling (NABU/C. Pusch)

Darüber hinaus produziert der Goldgelbe Zitterling aber auch Kohlenhydrate, deren Herstellung für die Forschung aufgrund ihrer diversen Bioaktivitäten interessant ist.

 

Die Oberfläche der hirnartig gewundenen, meist ineinander verbogenen Lappen, die bis zu sieben Zentimeter groß werden können, fühlt sich glatt an. Dort liegt die Fruchtschicht, aus der die Sporen, also die Vermehrungs- und Ausbreitungseinheiten des Pilzes, abgegeben werden. Das Fleisch des Goldgelben Zitterlings ist gallertig weich, wird gerne mit der Konsistenz geschmolzener Gummibärchen verglichen - und besteht aus quellfähigen Substanzen in Zellsträngen - den sogenannten Hyphen - und deren Zwischenräumen. Diese dehnen sich bei feuchtem Wetter aus und schrumpfen bei Trockenheit zusammen. Der Pilz ist also ein Überlebenskünstler, der auch lange Trockenperioden überstehen kann.

 

Achten Sie doch einmal bei Ihrem nächsten Spaziergang auf diesen auffälligen Pilz - und entdecken dann nebenbei auch andere ungewöhnliche Pilze, die Sie sonst vielleicht übersehen hätten, wie das Judasohr (Holunderschwammpilz) oder auch den Warzigen Drüsling - viel Erfolg!


Mit langem Schnabel auf Würmerjagd:

Der Große Brachvogel

Wer sich in diesen Tagen den frischen, eisigen Wind um die Nase wehen lässt, um sich hinterher in der Stube bei Glühwein und Marzipankringel aufzuwärmen, hat vielleicht im Schneeregen den Trupp nahrungssuchender Brachvögel auf den Wiesen hinter dem Strandwall oder in der Niederung glatt übersehen. Denn gut getarnt, trotz ihrer Größe, stochert die graubraun gefärbte Brachvogelart mit ihrem langen, gebogenen Schnabel eifrig nach Nahrung - und lässt sich auch vom nasskalten Schneeregen nicht davon abhalten. Mit ein wenig Glück kann man die Art aktuell auf den Salzwiesen der an der Ostseeküste liegenden Naturschutzgebiete wie dem Sehlendorfer und dem Kleinem Binnensee, bei Schönberg in der Probstei oder am Bülker Leuchtturm nördlich Kiel beobachten.

mehr lesen

Der Große Brachvogel (Numenius arquata) gehört zur Familie der meist langbeinigen und langschnäbeligen Schnepfen. Der melodische, melancholisch klingende Gesang des Großen Brachvogels gehört zu den einprägsamsten Gesängen in feuchten Niederungen und auch Mooren. Vor der Landung kann dieser in einen Triller übergehen, der am Ende allmählich absinkt und immer leiser wird.

 

Mit dem auffälligen Schnabel nimmt der Brachvogel die Nahrung geschickt vom Boden, aus Erdlöchern und Flachwasser oder spürt diese tief im weichen Substrat auf. Auch im Wattenmeer sind Brachvögel regelmäßig auf Nahrungssuche zu beobachten. Überwiegend Kleintiere, bevorzugt Wirbellose wie Regenwürmer, Asseln, viele Insekten, kleine Mollusken, im Watt auch kleine Krebstierchen zählen zur Beute. Im Binnenland werden zum Teil auch Pflanzen gefressen.

 

Nach Schleswig-Holstein ist der Große Brachvogel erst nach 1900 als Brutvogel eingewandert, obwohl die die weitläufigen Hochmoore und Feuchtheiden im 19. Jahrhundert vielfache Brutmöglichkeiten geboten hätten. Aktuell weist der Zweite Brutvogelatlas (2014) der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft für SH & HH noch etwa 300 Brutpaare auf mit einer deutlichen Konzentration des Bestandes in der Eider-Treene-Sorgeniederung.

 

Brachvögel auf Nahrungssuche (NABU/C.Pusch)

Das Nest wird meist in niedriger Vegetation muldenförmig am Boden angelegt. Ab Ende März legt er 2 bis 5 bräunliche bis grünliche, dunkele gefleckte Eier. Nach gut vier Wochen schlüpfen die Jungen, die nach fünf Wochen flügge sind. Die Vögel können übrigens gut 20 Jahre alt werden.

 

Ursprünglich war die Art wohl vor allem in Moorgebieten heimisch, musste aber in den letzten Jahrzehnten zunehmend auf Feuchtgrünland besonders in Niederungen ausweichen. Als Bodenbrüter in unserer intensiv genutzten Landschaft hat die Art aber eine düstere Zukunft. Für den gravierenden Bestandsrückgang des Brachvogels in den letzten Jahrzehnten wird von den Fachleuten die Verschlechterung oder Zerstörung geeigneter Bruthabitate als hauptsächliche Ursache benannt. Vor allem der Umbruch von Grünland und die Intensivierung der verbliebenen Grünlandbewirtschaftung werden dafür verantwortlich gemacht. Ein Problem in vielen Brutgebieten ist der häufig auch zu niedrige Wasserstand in der Fläche. Auf die letzten Brutpaare, häufig zudem überaltert, üben dann Praedatoren zusätzlichen Druck aus.

 

Nehmen Sie bei Ihrem nächsten Naturspaziergang unbedingt ein Fernglas mit. Gerade auch bei schlechtem Wetter ist es immer mal möglich - natürlich ausschließlich vom Weg oder von ausgewiesenen Stellen aus - rastende und Nahrung suchende Vögel zu beobachten, ohne dass diese gleich wegfliegen. Sturm und Schneeregen kosten den Tieren auch so schon viel lebenswichtige Energie, daher die große Bitte, diese Tiere nicht aufzuscheuchen! Leinen Sie bitte auch unbedingt Ihre Hunde an! Gelegentlich werden übrigens sonst eher seltene Vogelarten durch derartig stürmische Witterungsextreme zu uns verdriftet. Also Augen auf beim stürmischen Strandspaziergang!


Ganz oben auf der Beliebtheitsskala

Mühsam nährt sich das Eichhörnchen

Auf der Beliebtheitsskala von uns Menschen rangieren Eichhörnchen ganz oben. Neben der koboldhaften Gestalt, den fingerartigen Zehen an den kurzen Vorderbeinen, ihre großartigen Kletterkünsten und dem niedlichen „Männchen machen“ ist häufig das zahme Verhalten an Spazierwegen, in Gärten und Parks dafür verantwortlich. Nutzen Sie doch mal einen der Spaziergänge in Zeiten der Corona-Pandemie, um ihre putzigen Nachbarn einmal in Ruhe zu beobachten.

mehr lesen

Der knapp körperlange, buschig-behaarte Schwanz unseres Eichhörnchens Sciurus vulgaris dient als Balance- und Steuerhilfe und ermöglicht der Art erst ein Leben in den Bäumen. Daneben dient er der Kommunikation mit Artgenossen sowie zur Wärmeregulation, da sich das zusammengerollte Tier mit dem Schwanz komplett bedecken kann. Diese Eigenschaft findet im lateinischen Artnamen "Sciurus" Ausdruck und bedeutet "der sich mit dem Schwanz beschattende".

 

Mit den kräftigen Hinterbeinen und scharfen Krallen können weite Sprünge gemacht werden, letztere bieten auch Halt für das Klettern kopfabwärts. Die sehr variable Fellfärbung reicht - neben dem immer weiß gefärbten Bauch - von hellem Fuchsrot über Schokoladenbraun bis zu Schwarz.

 

Eichhörnchen am Nistkasten (NABU/C. Pusch)

Die vielfältige Nahrung besteht aus energiereichen Früchten und Samen verschiedenster Laub- und Nadelbäumen von Buche, Eiche oder Tanne und Kiefer, gerne auch Kastanien und Nüsse gefressen. Auch Knospen, Blüten, Pilze und selbst tierische Kost wird nicht verschmäht. Vor dem Winter fressen sich Eichhörnchen nur wenig Winterspeck an und verstecken stattdessen Nahrung in Depots. Viele davon werden aber später vergessen - damit tragen die Hörnchen zur Verbreitung von Baum- und Straucharten bei. Aber sie sind auch regelmäßige Nestplünderer verschiedener Vogelarten, selbst aus Nistkästen. Dies wird dem putzigen Pelzträger weit weniger verübelt als anderen Tierarten. Dies gilt auch für den beliebten Igel, während bei Rabenvögeln wie der Elster oder Mardern gerne gleich nach der Flinte gerufen wird.

 

Unsere Eichhörnchen sind tagaktiv und halten keinen Winterschlaf. Im Sommer und Herbst sind sie ganztägig auf Nahrungssuche, mit kurzen Pausen, im kalten Winter hingegen meist nur wenige Stunden. Dabei werden je nach Lebensraum und Futterangebot sehr unterschiedliche große Gebiete durchstreift. Zum Schlafen ziehen sich die Hörnchen in Baumhöhlen oder in ihre Baumnester, der Kobel zurück. Diese gepolsterten Reisigkugeln haben gut 15 Zentimeter Innenraumdurchmesser. Häufig haben Eichhörnchen mehrere Kobel in Gebrauch.

 

Immer wieder lassen sich zur Paarungszeit ab Dezember/Januar bis in den Sommer hinein wilde Jagden beobachten, bei denen sich die Partner geräuschvoll in Spiralen die Baumstämme hinauf und hinunter verfolgen - und dabei manchmal auch ziemlich unvorsichtig sind. Dem Autor sind die Tiere dabei schon mal vor die Füße gelaufen. Paarungsbereite Weibchen können Männchen übrigens schon aus über anderthalb Kilometer Entfernung riechen. Nach mehr als fünf Wochen Tragzeit kommen bis zu fünf wenige Gramm schwere, zunächst blinde Junge zur Welt, um die sich das Weibchen alleine kümmert.

 

Gerade jetzt im Winterhalbjahr sind die Eichhörnchen zwar etwas weniger aktiv, dafür aber viel besser zu beobachten, da die Vegetation nicht den Blick verstellt. Vielfach haben Eichhörnchen feste Kletterstrecken durch die Bäume der Hecken und erstaunlich feste Zeiten für ihre Mittag- oder Nachtruhe, so dass man manchmal die Uhr danach stellen kann. Viel Spaß bei der Beobachtung!

 

Eichhörnchen kann man Futter wie Wal- und Haselnüsse, Sonnenblumenkerne oder spezielle Mischungen in speziellen Futterautomaten anbieten. Allerdings wurde in großen Studien nachgewiesen, dass der Bestand der Eichhörnchen selbst von massiver Zufütterung nicht profitiert. Ein schönes Naturerlebnis sind die kleinen Kobolde aber allemal. Allerdings bergen Futterstellen immer das Risiko der Krankheitsübertragung zwischen den Tieren.


Fotoshooting auf dunklem Waldboden -

Der Specht- oder Elstern-Tintling

Die Herbstzeit wird im Volksmund gerne auch als Pilz-Zeit bezeichnet. Aber auch in jeder anderen Jahreszeit finden sich verschiedene, teilweise sehr interessante Arten in einer erstaunlichen Form- und Farbenvielfalt. Pilze spielen in der Natur eine sehr bedeutende Rolle. Je nach Ernährungsweise übernehmen sie zentrale Aufgaben im Naturhaushalt, vor allem bei der Zersetzung und Aufarbeitung organischen Materials. Pilze unterscheiden sich in wichtigen Punkten von Pflanzen und Tieren. In der Biologie wurde daher ein weiteres Reich - so nennt man die höchste systematische Stufe in der Biologie neben dem Tier- und Pflanzenreich - geschaffen, das Reich der Pilze: Funghi.

mehr lesen

Bislang sind etwa 100.000 Pilzarten beschrieben worden, weltweit geht man von der Existenz von bis zu fünf Millionen Arten aus. Somit sind Pilze - nach den Insekten - die artenreichste Organismengruppe. Auch „rein“ optisch, z.B. für Naturfotografen, geben Pilze ausgesprochen lohnende Motive ab - und man findet sie überall!

 

Der Specht-Tintling Coprinopsis picaea ist so eine attraktive Art, leicht erkennbar am zweifarbigen Hut - die dunkelbraune bis schwarze Schirmoberseite mit weißen Häutchenresten. Gelegentlich wird dieser Pilz auch als Elstern-Tintling bezeichnet. Es bleibt allerdings ein Geheimnis, warum dieser Pilz eigentlich nicht nach dem Star benannt wurde. Die Hutoberfläche ähnelt dieser Vogelart ja viel eher als dem Gefieder einer Elster oder eines Spechtes.

 

Der Specht-Tintling ist einer der größten und auffallendsten Vertreter der Gattung und kann um die 20cm hoch werden, der Schirm einen Durchmesser bis etwa 7 cm haben. Sein Vorkommen beschränkt sich vor allem auf Buchenwälder, dort lebt die Art in der Laubstreu. Die Fruchtkörper erscheinen bereits ab Mitte des Sommers und sind bis in den Herbst hinein zu finden. Der dünne Hut ist zunächst eiförmig-glockig mit eng stehenden Lamellen, später flacher, kegeliger werdend mit dann hoch rollenden Rändern. Von dort aus zerfließt dann der Hut bei der Reife innerhalb kurzer Zeit durch Selbstverdauung. Aus dieser sporenhaltigen, zur Erde tropfenden Flüssigkeit wurde früher bei anderen Arten - z.B. den Schopf- oder Glimmer-Tintlingen - sogar dokumentenechte Tinte hergestellt. Der Name der Tintlinge rührt von dieser Verwendung her. Der Specht-Tintling ist übrigens kein Speisepilz.

 

Specht-Tintling (NABU/C.Pusch)

Für Fotografen stellt die Pilzfotografie eine herausfordernde Disziplin dar. Nicht umsonst gibt es eine Vielzahl von Veröffentlichungen, die für Interessierte viele Anleitungen geben, wie man diese attraktiven Motive spektakulär in Scene setzen kann. Vorteil: Pilze können nicht weglaufen. Nachteil: Die meisten Pilze sind klein, leben versteckt in dunklen Lebensräumen und haben „schwierige“ Formen. Gerne werden daher kleine externe Blitze, Flächenleuchten, Taschenlampen sowie Aufheller oder Methoden wie das sog. „Foto-Stacking“ genutzt. Dabei werden mehrere Aufnahmen (bis zum hundert und mehr) vor Ort mit jeweils minimal veränderten Schärfeebenen angefertigt, die später in der Kamera oder am Computer zu einer Aufnahme zusammengerechnet werden - und dann Bilder mit herausragender Schärfentiefe ergeben. Diesen Aufwand muss man aber nicht betreiben, häufig reicht ein wenig Kreativität, ungewöhnliche Perspektiven und vielleicht nur eine kleine Taschenlampe, um solche Bilder wie diesen Specht-Tintling auf die Speicherkarte zu bekommen.

 

Versuchen Sie es doch auch einmal! Und die Foto-Objekte stehen häufig direkt vor der Haustür oder im Garten, selbst im Blumenkasten – und laufen nicht weg. Setzen Sie doch einmal Kleines ins Große - viel Spaß beim Eintauchen in das Reich der Funghi!


Moonwalk auf der Fensterbank:

Die Zebraspringspinne

Als sog. Kulturfolger des Menschen halten sich Zebraspringspinnen meist in der Nähe des Menschen auf, da hier genügend Nahrung und Verstecke zu finden sind. Die nur vier bis sieben Millimeter große Art Salticus scenicus hat am Hinterleib auffällige, schwarz-weiße Streifen und erbeute kleine Insekten im Sprung. Fast Jeder hat diese bestimmt schon irgendwo mal gesehen. Entgegen vielen anderen Spinnenarten ist diese aufgrund ihrer Größe, Färbung, mit ihren kurzen Beine und ruckartigen Bewegungen auch ein Sympathieträger, von einer Kollegin des Autors sogar zum Lieblingstier auserkoren – die sind so süüüsss! Die Zebraspringspinne kommt überall in Deutschland und auch in fast ganz Europa vor. Sie liebt es warm, sonnig und hält sich oft an und in Hauswänden auf, bewohnt aber auch Mauern oder Zaunpfähle.

mehr lesen

Zebraspringspinnen fangen ihre Beute nicht - wie es eigentlich bei den meisten Spinnen üblich ist - in extra dafür gewebten Netzen. Sie gehen vor allem in den Monaten Mai bis Oktober aktiv auf die Jagd, am Liebsten sogar tagsüber bei hellem Sonnenschein. Auch noch im Spätsommer und Herbst kann man die Tiere mit ihren typisch ruckartigen - fast ein wenig an Tanzbewegungen von Breakdancern erinnernd - an besonnten Hauswänden herumlaufen sehen.

 

Auch wenn Zebraspringspinnen keine Fangnetze bauen - spinnen tun sie dennoch. Sie befestigen einen Spinnfaden am Boden, schleichen sich bis auf wenige Zentimeter ganz vorsichtig an ihre Beute heran, peilen noch einmal kurz die Lage - und springen dann blitzschnell los, um ihre Opfer mit den Giftklauen und Beinen zu erbeuten. Der Spinnfaden wird dabei als Sicherheitsleine genutzt. Fliegen, Stechmücken, Käfer oder andere Spinnen gehören zu ihren Beutetieren, die gerne auch deutlich größer sein können als die Spinne selbst.

 

Der Sprung einer Springspinne ist übrigens ein hochspezialisierter Vorgang, den Konstrukteure, genauer Bioniker, die sich mit Konstruktionsgrundlagen der Natur beschäftigen und diese für den Menschen nutzbar machen wollen, bis heute noch vor einige Rätsel stellt. Mit Hilfe der Körperflüssigkeit der Spinne werden die Beine ausgedehnt und zusammengezogen, ähnlich einem hydraulischen Pumpverfahren, Muskeln spielen dabei keine Rolle. Eine derart fein abgestimmte Hydraulik haben Menschen bisher noch nicht konstruieren können. Die winzige Zebraspringspinne kann bei einem Sprung erstaunlich weite Distanzen zurücklegen, Abständen bis zur fünfundzwanzigfacher Länge ihres Körpers können bewältigt werden – und dabei anschließend noch präzise auf den Punkt genau landen - Respekt! Geht aber dann doch mal ein Sprung daneben - die potentielle Beute hat ja auch Augen im Kopf - ist die die Spinne an ihrem Spinnfaden gesichert, Springspinnen stürzen deshalb niemals ab.

 

Zebraspingspinne an Hauswand (NABU/C. Pusch)

Nach einem gezielten Nackenbiss wird die Beute durch das schnell wirkende Gift getötet. Für Menschen oder Haustiere geht von der Zebraspinne übrigens überhaupt keine Gefahr aus, die kleinen Spinnen sind nicht in der Lage, mit ihren Giftklauen die menschliche Haut zu durchdringen.

 

Für die gezielte Jagd und präzisen Sprünge ist natürlich ein hervorragendes, räumliches Sehvermögen notwendig. Auffallend sind die zwei großen vorderen Augen, mit denen Springspinnen farbig und dreidimensional sehen können. Mit Hilfe von sechs weiteren Augen können die Tiere sogar nach hinten schauen und selbst kleinste Bewegung wahrnehmen. Im Nahbereich sollen Sprungspinnen sogar wesentlich besser sehen können als der Mensch.

 

Achten Sie doch einmal beim nächsten Gang durch den Garten oder auf Ihrem Balkon an der Hauswand auf diese kleine, interessante Spinnenart und beobachten Sie diese kleinen Tiere auf ihrer Jagd einmal genauer. Vielleicht haben Sie auch bald ein neues Lieblingstier?!


Panzerträger am Gewässergrund -

Der Kamberkrebs

Wer aufmerksam am Ufer der Schwentine und der Seen wie dem Plöner oder Lanker See spazieren geht oder den Sonnenuntergang genießt, findet gelegentlich Häutungsreste von Flusskrebsen oder Krebsteile, die von Vögeln oder Säugern hinterlassen wurden. Bei Kescheraktionen wie in diesen Tagen mit einer Schulklassen an der Schwentine fängt man aber auch lebende Exemplare wie diesen stattlichen, über 10 cm langen, ausgewachsenen Kamberkrebs Oronectes limosus. Als Überträger der sog. „Krebspest“, einer Schlauchpilz-Infektion, hat diese Art leider mit dafür gesorgt, dass die einzige ursprünglich bei uns heimische Flusskrebsart, der Edelkrebs Astacus astacus, an den Rand der Ausrottung gebracht wurde. Aktuell kommen vier verschiedene Flusskrebsarten in Schleswig-Holstein vor.

mehr lesen

In den schleswig-holsteinischen Gewässern war früher nur der Edelkrebs heimisch, vor etlichen Jahrzehnten fand man in zahlreichen Still- und Fließgewässern noch größere Bestände. Zum Ende des 19.Jahrhunderts waren Flusskrebse ein wichtiger Nahrungsbestandteil in allen Bevölkerungsschichten Europas. Überall gab es Krebszuchten und Hälterungsanlagen (sog. „Krebsgärten“). Allein in Paris wurden damals 7-10 Millionen Flusskrebse verspeist - im Jahr. Die Krebszucht stellte damit auch einen nicht unerheblichen Wirtschaftszweig dar. Aufgrund der großen Nachfrage und der um sich greifenden Krebspest wurden weitere Flusskrebsarten eingeführt und zur Zucht genutzt.

 

Kamberkrebs im Flachwasser (NABU/C.Pusch)

Um 1890 auch der aus dem Osten Nordamerikas stammende Kamberkrebs ins Gewässersystem der Oder ausgesetzt. Früher nannte man die Art auch Amerikanischen Flusskrebs. Da aber in Amerika hunderte Flusskrebsarten vorkommen - und mehrere davon mittlerweile auch in Europa eingeschleppt wurden -, ist man von dieser Bezeichnung abgekommen. Gute Bestimmungsmerkmale sind u.a. die rostroten Streifen auf dem Hinterleib sowie die orange gefärbten Scherenspitzen. Das abgebildete, ausgewachsene Exemplar ist stark von Zebra- und Quagga-Muscheln bewachsen, die irgendwann das Tier sogar in seiner Sicht und Bewegungsweise beeinträchtigen können.

 

Durch gezielten und unbeabsichtigten Besatz, aber auch aufgrund des starken Ausbreitungspotentials besiedelt der Kamberkrebs mittlerweile die meisten Flüsse und Seen Deutschlands sowie Europas und hat sich als mit Abstand häufigste Art etabliert. In Schleswig-Holstein finden sich große Bestände im Schwentine-System, im Einzugsgebiet der Trave und weiteren Gewässern.

 

Kamberkrebs mit Wandermuscheln bewachsen (NABU/C. Pusch)

Der Kamberkrebs ist aber eben leider auch Überträger der „Krebspest“, die beinahe zum Aussterben großer Teile der Edelkrebs-Population geführt hat. Nur noch in wenigen Gewässern im Land, die bislang noch nicht von den eingeschleppten, gegen den Pilz immunen Arten - wie eben dem Kamberkrebs - erreicht wurden, finden sich noch Vorkommen des Edelkrebses. Die frei beweglichen Sporen des Pilzes finden sich im Wasser und suchen aktiv nach einem Krebs, den sie infizieren können. Der resistente Kamberkrebs kann mit der Infektion leben, infizierte Tiere tragen die Sporen aber in sich und können beim Einwandern in ein neues Gewässer ganze Bestände des Edelkrebses auslöschen - denn dieser hingegen überlebt eine Infektion nicht. Tote Tiere sind vom Pilz durchwuchert und geben viele neue Sporen frei. Zudem können Kamberkrebse, selbst bei Nichtinfektion durch die „Krebspest“, langfristig den Edelkrebs weiter verdrängen, da sie mehr Nachkommen produzieren, die auch noch schneller heranwachsen. Die tag- und nachtaktive Art ist ökologisch sehr anspruchslos, kommt auch mit verschlammten Gewässern sowie mäßiger Wasserqualität zurecht und ist wehrhaft gegen Raubfeinde. Dabei hat er eigentlich recht kleine Scheren und wird nur bis 12 cm groß. 2016 wurde der Kamberkrebs in die „Liste invasiver gebietsfremder Arten“ für die Europäische Union aufgenommen.

 

Schutzbemühungen für Flusskrebse in SH sollten sich auf den Erhalt und die Förderung der noch vorhandenen Bestände des Edelkrebses konzentrieren. Im Land gibt es entsprechende Projekte. Das Verhindern des Vordringens des Kamberkrebses in noch vom Edelkrebses besiedelte Oberläufe von Fließgewässer, der grundsätzliche Erhalt und Wiederherstellung ihres Lebensraumes, die strukturreiche Gestaltung und Entwicklung von Gewässerufern mit vielen Versteckmöglichkeiten und Fließgeschwindigkeiten sind entsprechende Ansätze. Dazu gehört zudem eine schonende Gewässerunterhaltung.

 

Flusskrebse wie dieser stattliche Kamberkrebs sind eindrucksvolle Tiere, die eine genaue Beobachtung lohnen. Viel Spaß beim Untersuchen der Uferzone!


Natur in der Stadt - Löcher in der Wand

Spechte sind sehr gern gesehene Gäste an morschen Bäumen in Park und Garten. In den letzten Jahren gibt es aber immer wieder Meldungen von Spechten, vor allem Buntspechten, die im menschlichen Siedlungsbereich baulich aktiv werden - nicht immer zur Freude der Anwohner und Hausbesitzer.

mehr lesen

Hohle Stämme und Äste, in Siedlungen aber auch metallene Straßenlaternen oder Blechverkleidungen werden während der Balz oder zur Revierabgrenzung als weithin tragende Klangkörper genutzt oder Insektennisthilfen auf der Suche essbaren Insektenlarven ihrer Schilf- und Bambushalme beraubt. Vor allem aber kann man Spechte und die Ergebnisse ihrer Arbeit an nachträglich aufgetragenen Fassadendämmungen beobachten. Das Material ist gut geeignet, um darin Höhlen anzulegen, die anschließend auch von anderen Nachmietern genutzt zu werden - des einen Freud, des anderen Leid.

 

Durch die Sonne erwärmte Hausfassaden ziehen viele Insekten an. Meisen, aber eben auch Spechte, finden mit diesen Wirbellosen und deren Jugendstadien reichlich Nahrung. Hohl klingende Fassadendämmungen hören sich aber nicht nur an wie morsches Holz, sondern lassen sich zudem gut bearbeiten. Nach Überwindung des härteren Außenschicht werden dann gelegentlich sogar Höhlen in das weiche Isolationsmaterial gebaut.

 

Buntspecht in Fassade(NABU/C. Pusch)

Bevorzugte Stellen dafür sind Hauskanten, Bereiche um Fenster oder unterhalb der Dachrinnen. Durch die entstehenden Öffnungen im Putz entstehen allerdings auch „Kältebrücken“, Feuchtigkeit kann in die Dämmschicht einsickern, mit der Folge von Schimmelbildung und Frostsprengung. Spechtlöcher sollten daher schnell wieder verschlossen werden.

 

Betroffene Gebäude stehen meist in der Nähe größerer, älterer Bäume. In der Stadt, in Parks oder im Straßengrün werden kranke und beschädigte Bäume und Äste, also für Spechte geeignete Altbäume, schnell aus Gründen der Verkehrssicherheit entfernt. Die Vögel weichen dann auf die neue, vom Menschen angebotene Möglichkeit aus. Wie auch im Wald werden die geschaffenen Höhlen dann von verschiedenen Nachmietern dankbar angenommen. Vogelarten wie Meisen, Stare, Sperlinge, Dohlen, aber auch Säuger wie Eichhörnchen und möglicherweise verschiedene Fledermausarten, auch Wespen und Hornissen gehören zu den Nutznießern. Manche Höhlen können mehrere Jahre lange immer wieder genutzt werden.

 

Eichhörnchen an Fassade(NABU/C.Pusch)

Wenn der Hausbesitzer zum Erhalt der Fassadendämmung entstandene Löcher sanieren will, kann artenschutzrechtlich ein Problem entstehen. Nutzt eine Art ihren Unterschlupf wiederkehrend, gilt ein ganzjähriger Schutz des Quartiers. Diese dürfen auch außerhalb der Brutzeit nicht zerstört werden. Bestehen Hinweise auf Besiedelung, müssen die zuständigen Naturschutzbehörden informiert werden. Durch künstliche Nisthilfen lassen sich im Rahmen von Sanierungen oder Baumaßnahmen verlorene Brutplätze meist aber ersetzen.

 

Zur Verhinderung von Spechtschäden an Dämmfassaden können Girlanden, Windspiele aus Plastikstreifen oder Alufolie angebracht werden. Unter dem Putz eingearbeitete, engmaschige Drahtgeflechte sowie glatte, harte Putze sind zielführende Abwehrmaßnahmen. Für Hausecken lassen sich dünne Metallbleche aufbringen.

 

Besonders geeignet sind Fassadenbegrünungen – in mehrfacher Hinsicht. Sie verbessern das Klima in der Stadt, bieten Singvögeln Brutplätze sowie Insekten dringend benötigte Nahrungsquellen. Möglichst straff gespannte Ranknetze, engmaschige Rankhilfen aus Draht, Edelstahlseilen oder Spaliergittern hindern Spechte am Fassadenanflug. Je nach Standort sind schnell und dicht wachsende Rankgehölze wie Schlingknöterich, Blauregen, Scharlachwein oder die Gemeine Waldrebe empfehlenswert.

 

Achten Sie doch einmal bei einem Spaziergang durch Ihre Stadt oder Gemeinde darauf, wie Tiere und Pflanzen kleineste Fugen oder andere überraschende Möglichkeiten nutzen, sich auch in unserem Wohnumfeld zu behaupten - viel Spaß dabei!


Stinken ist die beste Verteidung: Der Blaue Erlenblattkäfer

Immer wieder finden sich an Gewässer- oder Wegrändern Erlenbäume, deren Blätter bis auf die Blattrippen abgefressen sind. Die Bäume wirken fast wie abgestorben, als ob sie nie wieder ergrünen. Verantwortlich für diesen auffälligen Blattfraß ist der Blaue Erlenblattkäfer Agelastica alni, der an den verschiedenen Erlenarten lebt und frisst. Die zu den Blattkäfern zählende Art kann sogar Massenauftreten verursachen, bei dem die Erlen fast komplett entlaubt werden können. Aufgeregte Naturfreunde erkundigen sich dann besorgt, was denn da los sei und was man da tun müsse. Die beruhigende Antwort: Nichts, alles in Ordnung!

mehr lesen

Der sehr häufige, blauschwarz bis blauviolett gefärbte, nur 5-7 Millimeter große Blaue Erlenblattkäfer und seine Larven ernähren sich fast ausschließlich von Blättern der Grau- und Schwarzerle. Nur bei Massenvorkommen und damit verbundenem Futtermangel werden selten auch mal strauchige Rosengewächse, Birken oder Weiden angenommen.

 

Ab September/Oktober überwintern die Käfer in der Moos- und Laubschicht der Wirtspflanze, nicht im Boden selber. Dieses Verhalten wird als Reaktion auf die stets drohende Überflutung der feuchten Lebensräume besonders im Winterhalbjahr interpretiert. Ab April, wenn die Erlen Knospen treiben und sich die jungen Blätter entfalten, erscheinen die Käfer wieder. Bevor es dann nach wenigen Tagen zur Paarung kommt, findet ein sog. Reifungsfraß an den Erlenblättern statt. Von Mai bis Juni legen die Weibchen auf den Blattunterseiten um die 2-300 orangefarbene Eier in mehreren Gelegen ab, die dann noch mit einer klebrigen Masse bedeckt werden. Aus ihnen schlüpfen nach gut zehn Tagen die zunächst gelben, später schwarz gefärbten Junglarven.

 

Löchriges Blatt (NABU/C.Pusch)

Diese fressen erst gemeinsam, später verteilen sich die einzelnen Larven auf einzelne Blätter. Junge Larven fressen nur eine Seite der Blätter, ältere Larven fressen schließlich auch Löcher in die Blätter. Nach gut vier Wochen erfolgt die Verpuppung mehrere Zentimeter tief im Erdboden. Die neue Generation der Käfer schlüpft dann Mitte August bis Anfang September, frisst wiederum an Erlenblättern und hinterlässt dabei die kahl gefressenen Blätter bevor die Käfer im Herbst in die Überwinterung gehen. Diese zahlreichen Blattgerippe kann man aktuell entlang der Wege an den Plöner Seen sehr gut finden. Im Extremfall kann eine Erle im Laufe eines Jahres somit mehrfach kahl gefressen werden. In der Regel überstehen die Bäume dieses natürliche Geschehen problemlos.

 

Aber die Pflanzen wehren sich auch. So steigern befressene Bäume die Produktion von Fraß-Abwehrstoffen und senden Kombinationen verschiedener chemischer Duftstoffe und Signale aus, welche auch bei den Nachbarbäumen eine erhöhte Produktion von Abwehrstoffen auslöst. Zudem werden Blätter mit deutlich stärkerer Behaarung produziert, was die Käfer und ihre Larven zusätzlich beim Fressen behindert. Für Grauerlen konnte nachgewiesen werden, dass die Käferlarven sich auf im Vorjahr geschädigten Bäumen deutlich schlechter entwickeln.

 

(NABU/C. Pusch)

Aber auch die Käfer nutzen die Biochemie zur Verteidigung gegen Fressfeinde. Käfer als auch Larven verteidigen sich unter anderen mit Bitterstoffen, zudem können die Jugendstadien ein gelbes, Ameisen abschreckendes Sekret abgeben. Die Krabbler geben zudem ein Sekret aus Körperflüssigkeit und Mageninhalt ab, welches auch für den Menschen unangenehm riecht. Der Blaue Erlenblattkäfer wird daher von vielen potentiellen Fressfeinden auffällig gemieden - die stinkige Abwehr und schlechter Geschmack verbinden sich zu einem recht effektiven Schutz!

 

Da ist was los im Wechselspiel zwischen Wirtpflanzen und Pflanzenfresser! Achten Sie einmal beim nächsten Spaziergang auf die heimischen Erlen, auf Löcher in den Blättern und den Blauen Erlenblattkäfer - spannende Geschichten direkt vom Wegesrand!


Wurmkraut und Färbemittel - Der Rainfarn

Jetzt im Spätsommer finden sich entlang von Wegrändern und Böschungen typische Pflanzenarten, die man nicht nur an ihren Blüten, sondern auch an ihrem Geruch erkennen kann. Ein auffälliger Vertreter ist dafür der Rainfarn (Tanacetum vulgare). Diese in Mitteleuropa häufige Pflanzenart aus der Familie der Korbblütler ist eine ausdauernde, krautige und wintergrüne Pflanze, die eine Höhe von 60 bis 130 cm erreichen kann. Die länglichen, gefiederten Laubblätter duften auffällig stark. Die ganze Pflanze enthält stark riechende, ätherische Öle und Bitterstoffe: Viele Naturfreunde empfinden diesen Geruch als wohlriechend, andere fühlen sich von dem Geruch aber auch abgestoßen.

mehr lesen

Der Rainfarn wächst häufig und gesellig in staudenreichen Unkrautfluren an Wegen, Straßenrändern, Schuttplätzen, auch an Ufern und Grabenrändern, auf wärmebegünstigten, nicht zu trockenen, nährstoffreichen Böden.

 

Von Juni bis September blüht der Rainfarn in doldenartigen Blütenständen, zusammen gesetzt aus leuchtend gelben Blütenkörbchen, die einen Durchmesser von gut einem Zentimeter, eine Höhe von gut fünf Millimeter haben und aus bis zu 100 zwittrigen Röhrenblüten bestehen. Diese wurden gerne von Kindern als Spielgeld verwendet. Von August bis Oktober entstehen die Früchte des Rainfarns, die durch Tiere und Wind verbreitet werden. Dies geschieht aber auch durch unterirdische Ausläufer.

 

Seidenbiene auf Rainfarn (NABU/C. Pusch)

Besonders für die Tierwelt ist der Rainfarn eine sehr wichtige Pflanze. Der Nektar ist leicht zugänglich, die Blüten werden daher von vielen Insekten besucht. Eine Reihe von Schmetterlingsraupen wie die des Rainfarn-Mönchs und weitere Spanner und Eulenfalter, Sackträgermotten nutzen den Rainfarn. Die Raupe einer Palpenmotte frisst im Stengel, Larven verschiedener Minierfliegenarten in den Blättern. Auch mehrere Käfer- und Wanzenarten leben spezialisiert nur auf dem Rainfarn. Der Rainfarn-Schildkäfer wurde zusammen mit der Palpenmotte und Gallmücken zur biologischen Bekämpfung des Rainfarns in Kanada eingesetzt.

 

Die stark duftenden Blätter enthalten aber auch insektenabweisende Wirkstoffe und wurden früher ausgestreut, um Ungeziefer fernzuhalten. So wurde Rainfarn lokal angepflanzt, um den Kartoffelkäfer zu vertreiben, angeblich wurde dadurch der Kartoffelkäferbefall um 60–100 % reduziert. Getrockneter Rainfarn wird in der Imkerei auch als Rauchmittel verwendet. Waschung mit Rainfarn Extrakten vertreiben Flöhe und Kopfläuse. In der Tierheilkunde wird ein Rainfarn-Tee Kälbern und Kühen bei Durchfall verabreicht. Als Breiumschlag soll Rainfarn sogar bei Rheuma und Krampfadern helfen.

 

Das Laub kann allerdings auch Hautreizungen und Kontaktallergien verursachen, von denen besonders Floristen und Blumenzüchter betroffen sein. Rainfarnöl ist ein starkes Gift, dessen innere Anwendung nicht unkritisch ist, da als Folge Allergien und Vergiftungen auftreten können. In der Vergangenheit wurde Rainfarn auch bei Wurmerkrankungen eingesetzt, allerdings rufen größere Mengen wiederum Vergiftungserscheinungen hervor. Neuere Studien zeigen auch, dass Extrakte aus dem Rainfarn offenbar in der Lage sind, Herpesviren zu hemmen.

 

Rainfarn (NABU/C.Pusch)

Auch als Färbepflanze wird der Rainfarn verwendet. Die Blütenköpfe ergeben zusammen mit dem Beizmittel Alaun einen dunkelgelben Farbton. Mit anderen Mitteln können dunkelgrüne Färbungen erzielt werden.

 

Der attraktive Rainfarn ist eine interessante Pflanze für eine Vielzahl von Wirbellosen und sollte daher in keinem Garten fehlen und auch am Wegesrand stehen gelassen werden. Ursprünglich im eurasischen Raum verbreitet, ist die Art aber mittlerweile aber in den gemäßigten Gebieten der übrigen Erdteile verschleppt worden.

 

Achten Sie bei einem ihrer nächsten Spaziergänge auf diese Pflanze - und lassen Sie diese bitte auch stehen und weitere wachsen. Es gibt im Spätsommer nicht mehr viele Nektarquellen für Insekten, diese Art gehört erfreulicherweise noch dazu.


Vom Käfer gebissen - Der Sägebock

Eine unserer eindrucksvollsten Arten unter den heimischen Insekten ist der zu der Familie der Bockkäfer zählende Sägebock (Prionus coriarius). Dieser kann eine Körperlänge von fast 5 cm erreichen und hat einen kräftigen, kompakten Körperbau. Die Fühler des Sägebocks sind auffallend kräftig ausgebildet, bei den Männchen stark, beim Weibchen etwas schwächer gesägt. Sie sehen damit aus wie ein Sägeblatt - dies erklärt dann auch den deutschen Namen. Wer mit offenen Augen und Ohren durch das Königsgehege oder andere Wälder unserer Region streift, kann zur Zeit mit etwas Glück diesem eindrucksvollen Tier begegnen.

mehr lesen

Die leicht glänzenden, schwarzbraun gefärbten Flügeldecken sind ledrig gerunzelt (der wissenschaftliche Name coriarius bezieht sich auf diese Struktur). Durch das Aneinanderreiben von Hinterbeinen und Flügeldecken können sie übrigens auch zirpende Töne erzeugen. Die Käfer haben starke Kiefer, mit denen sie kräftig zubeißen können. Den Autor erwischte eines der sich sträubenden Fotomodelle prompt am kleinen Finger - selbst Schuld - und verursachte kleine Schnittwunden: Vom Käfer gebissen… Die Käfer sind selbstverständlich ansonsten völlig harmlos und tun Niemanden etwas zu leide.

 

Sägeböcke nehmen als ausgewachsene Käfer keine Nahrung auf und sind nur mit der Fortpflanzung beschäftigt. Die Weibchen, die 1-2 Wochen vor den Männchen erscheinen, legen ihre Eier insbesondere an Eiche ab. In der Literatur werden für die Larvenentwicklung auch die Wurzelstöcke von Hainbuche, Rotbuche und Wald-Kiefer angegeben. Dabei werden noch lebende, aber bereits kranke Bäume bevorzugt. Die Eiablage findet innerhalb von 2 bis 3 Tagen statt. Knapp zweihundert Eier werden in Ballen mit um die zehn Eier in Rinden- und Holzspalten morscher Stubben und Stämme abgelegt.

 

Sägebock (NABU/C. Pusch)

Die bis zu sechs Zentimeter langen Larven leben, wenn sie noch jünger sind, unter der Rinde ihrer Wirtsbäume, wo sie sich vom Holz, später vom Wurzelholz ernähren. Nach drei Jahren und vierzehn Häutungen später verpuppen sie sich meist im Juni im Bereich der Wurzeln im Erdboden in einem ovalen Kokon. Nach 3-4jähriger Entwicklungszeit schlüpfen ab Juli/August die adulten Käfer, um im kurzen Käfer-Leben eine neue Generation auf den Weg bringen.

 

Die eher in der Dämmerung und nachts aktiven Sägeböcke sind gerne an Lichtquellen zu finden. Der Preetzer Käferkundler Roland Suikat berichtet aber auch von tagaktiven Tieren.

 

Vor fast 100 Jahren wurde die Art in Brehms Tierleben nicht gerade begeistert beschrieben: "Von diesem langweiligen Gesellen läßt sich nur noch mitteilen, daß man ihn im halben Juli und August ziemlich tief unten an den Stämmen alter Bäume oder an Stöcken von Eichen, Buchen und anderen ziemlich regungslos sitzen sieht. Wenn es zu dämmern beginnt, wird er lebendiger, fliegt schwerfällig und brummend umher, die Männchen die Weibchen suchend."

 

Aufgrund der mehrjährigen Entwicklungszeit in totem Holz ist der Sägebock vor allem in naturnahen Laub- und Mischwäldern verbreitet. Alte Alleen, Hangwälder, Auenwälder und Parks sind weitere geeignete Lebensräume. Da aber auch in Wirtschaftsforsten Baumstubben meist stehen bleiben, können sie auch in intensiver genutzten Wäldern noch vorkommen. In der Roten Liste der Käfer Schleswig-Holstein wird der Sägebock als „Gefährdet“ und selten aufgeführt.

 

Vor wenigen Tagen gelang eine ungewöhnliche Beobachtung in der Nähe von Schellhorn. Innerhalb weniger Minuten schlüpften und krabbelten am Abend am Fuß einer Buche über ein Dutzend Männchen dieser eindrucksvollen, kräftigen Käfer aus dem Boden und flogen umgehend brummend ab. Ein ganz besonderes, seltenes Naturschauspiel direkt vor unserer Haustür am Wegesrand - Augen auf, es gibt viel zu entdecken!


Ölkuchen statt Zuckerbrei! Die einzigartige Lebensweise der Auen-Schenkelbiene

Praktisch alle heimischen Wildbienenarten tragen für ihre später schlüpfenden Larven einen Futterkuchen aus Pollen und Nektar in ihr Nest ein. Aber eben nicht alle: Die beiden heimischen Schenkelbienenarten der Gattung Macropis zeichnen sich durch eine für Mitteleuropa einzigartige Lebensweise aus: Sie sammeln Pflanzenöle und vermengen sie mit Pollen zu einem „Ölkuchen“. Erst 1976 wurde dieses Verhalten entdeckt und publiziert. In tropischen Regionen kommen Öl sammelnde Wildbienen übrigens deutlich häufiger vor. Seit 2013 wählt jedes Jahr ein Fachgremium bundesweit die „Wildbiene des Jahres“. Für 2020 wurde die Auen-Schenkelbiene ausgewählt.

mehr lesen

Es gibt bei uns eine sehr ähnliche Schwesternart, die Wald-Schenkelbiene, die nicht ganz leicht von der Auen-Schenkelbiene zu unterscheiden ist. Auffällig ist bei den Weibchen der Auen-Schenkelbienen aber der weiße, aus ganz feinen Haaren bestehende Ölsammelapparat am Hinterbein, der bei der Wald-Schenkelbiene deutlich braun gefärbt ist. Der Name der Schenkelbiene leitet sich ab von den verdickten Schenkeln der männlichen Biene.

 

Als ölspendende Pflanzen dienen den Schenkelbienen ausschließlich Gilbweiderich-Arten, die häufig an Bachufern, Graben- und Waldrändern vorkommen wie der Gewöhnliche Gilbweiderich oder das Pfennigkraut. Andere Vertreter, wie der Punktierte Gilbweiderich werden in vielen Gärten und Grünanlagen als Zierpflanze genutzt und haben sich von dort ausgebreitet. Die Weibchen sammeln an den Blüten neben den Pollen auch ein fettes Blütenöl, das Gilbweiderich-Arten aus Drüsenhaaren auf ihren Staubfadenröhren absondern. Fehlen diese Futterpflanzen, fehlen auch die beiden spezialisierten Wildbienenarten.

 

Der Energiegehalt der Pflanzenöle ist übrigens größer als beim zuckerhaltigen Nektar. Die Schenkel-Bienen brauchen als „Treibstoff“ für sich selber aber ebenfalls stets Nektar, den sie sich in unterschiedlichen Blüten in der Nähe der Ölpflanzen holen. Die beiden Arten sind also zusätzlich auf ein vielfältiges Blütenangebot in der Nähe angewiesen. Die Weibchen legen ihre Erdnester in der Nähe der auf feuchten Böden wachsenden Nahrungspflanzen an. Dabei nutzen sie das Pflanzenöl zusätzlich zur Imprägnierung der Nestwände und schützen die Brut dadurch gegen Feuchtigkeit und die Gefahr der Schimmelbildung.

 

Gilbweiderich(NABU/C. Pusch)

Wie bei fast allen Wildbienen gibt es auch bei der Auen-Schenkelbiene eine sogenannte Kuckucksart, einen Brutschmarotzer - eine attraktiv gefärbte Schmuckbiene, die ausschließlich bei den Schenkelbienen schmarotzt. Diese sammeln selber keine Larvenvorräte, sondern nutzen die Arbeit der Schenkelbiene aus - die meisten Naturfreunde kennen so ein ähnliches Verhalten von einem unserer bekanntesten Vögel, dem Kuckuck. Rund ein Viertel der knapp 300 in Schleswig-Holstein vorkommenden Wildbienenarten sind Kuckucksbienen, meist mit einer sehr engen Bindung an bestimmte Wirtsbienenarten.

 

Durch das Angebot von Gilbweiderich-Pflanzen in Gärten oder öffentlichen Grünanlagen kann die ungewöhnliche Auen-Schenkelbiene gut unterstützt werden. In der freien Landschaft ist die behutsame Pflege von Gräben und Bachufern ebenfalls wichtig. In der Vergangenheit wurde gerade diesem Lebensraum deutlich zu wenig Beachtung geschenkt, denn neben den Schenkelbienen, ihren Wirtspflanzen und ihren Kuckucksbienen leben hier auch weitere seltene und gefährdete Insektenarten wie die Mooshummel. Ein Mähen der Ufervegetation im Sommer verbietet sich oder sollte zumindest sehr schonend durchgeführt werden, um nicht die Nahrungsgrundlage der Schenkelbienen sowie vieler anderer Blütenbesucher zu zerstören.

 

Achten Sie in ihrem Garten oder beim nächsten Spaziergang einmal auf Gilbweiderich - Bestände und schauen Sie genau hin. Mit ein wenig Glück können Sie diese besondere Wildbiene entdecken. Manchmal findet man sogar schlafende Exemplare in den Blüten des Gilbweiderichs. Wenn Sie tatsächlich die Art gefunden haben, melden Sie uns diese Beobachtung gerne. Aktuell wird in Schleswig-Holstein an der Roten Liste der Bienen und Wespen gearbeitet, ihre Daten würden dann in die Einschätzung der Gefährdungslage mit einfließen. Viel Erfolg!


Die Wespenspinne: Lauerjäger im Wiesengrund

Bereits seit mehreren Jahrzehnten hat sich eine auffällige, große Spinnenart in Schleswig-Holstein ausgebreitet und lässt sich auch im Plöner Raum immer wieder beobachten. Möglicherweise ist das Vordringen der Wespenspinne nach Norden eine Folge der Klimaerwärmung. Die Weibchen der - aufgrund einer gelben, schwarzen und weißen Querbänderung ihres Hinterleibes - Wespen- oder auch Zebraspinne genannten Art erreichen eine Körperlänge von 14 bis 17 mm.
Eigentlich reicht das Verbreitungsgebiet der Wespenspinne vom Mittelmeerraum bis an die asiatische Pazifikküste. Um 1900 bestanden in Deutschland nur zwei Vorkommen im Oberrheingraben mit dem Maintal und bei Berlin. Von hier aus breitete sich die Spinne im Laufe des 20. Jahrhunderts vor allem durch Windverdriftung der Jungspinnen aus. Seit dem Anfang der 1970er Jahre ist die Wespenspinne wohl von Osten her bereits bis nach Schleswig-Holstein vorgedrungen.

mehr lesen

Zu dieser Zeit wurde sie bei Mölln und auf dem Bottsand bei Kiel beobachtet. Ab Ende der 1980er Jahre konnte die Wespenspinne verstärkt in Schleswig-Holstein beobachtet werden, so am Barkauer See oder in der Schaalsee-Region und ist mittlerweile bis in den Raum Flensburg vorgedrungen. Im Jahre 2005 konnten sogar mehrere Weibchen und auch Eikokons in den Küstendünen der Nordseeinsel Trischen nachgewiesen werden - bemerkenswert!

 

Wespenspinne mit Kleinlibelle (NABU/C.Pusch)

Günstige Lebensraumeigenschaften bieten der Spinne extensiv und nicht genutzte Flächen, die zugleich Wärme begünstigt sind. Dabei wurde die Wespenspinne in Ruderalfluren, auf Trockenrasen und Sandheiden, auf extensiv genutzten, trockenem bis frischen Grünlandflächen oder auch in feuchten Hochstaudenfluren beobachtet.

 

Zum Aufhängen der bodennahen Netze und Kokons bevorzugen Wespenspinnen besonnte Vegetation aus Gräsern, Kräutern oder niedrigen Sträuchern. Das fertige Netz zeigt in der Mitte meist ein auffällig weißes, zickzackförmiges Gespinst, dass als "Stabiliment" bezeichnet wird. Die Wespenspinne sitzt mit ihrem auffälligen Rückenmuster mitten im Netz auf diesem Gespinstband und wartet, dass sich Insekten wie Heuschrecken oder - am Kleinen Plöner See beobachtet - Kleinlibellen verfangen.

 

Nach der Kopulationen werden die deutlich kleineren Männchen anschließend ganz überwiegend, zu 80 %, vom Weibchen als Beute behandelt, man spricht hier von Sexualkannibalismus. Ab Mitte August verlassen die Weibchen ihr Netz und umspinnen ganz in der Nähe ein Gelege mit etwa 300 Eiern mit einer festen Hülle. Diese Kokons sind oftmals recht frei und auffällig angebracht.

 

Wespenspinne (NABU/C. Pusch)

Die Jungspinnen überwintern im Eikokon. Im Mai jeden Jahres verlassen die winzigen jungen Wespenspinnen ihre Kokons und krabbeln ohne Verzug auf die nächststehenden Halmspitzen. Dort geben sie einen Spinnfaden ab, mit dem sie sich forttragen lassen ("Altweibersommer").

 

Sind höhere Pflanzenteile im Wege, verfängt sich der Faden daran. Die Spinnen erklettern die höhere Spitze und machen einen neuen Startversuch. Innerhalb einer halben Stunde verschwindet so der Spinneninhalt eines ganzen Eikokons in der Luft. Je nach Thermik und Windbedingungen verdriften die Spinnen dann nur wenige Meter, vielleicht aber auch mehrere hundert Kilometer weit. Der Ort der Landung wird dann von den Luftströmungen bestimmt. Sogleich nach der Landung beginnen die Spinnen mit dem Bau eines Fangnetzes.

 

Interessanterweise tauchen manchmal Wespenspinnen an einem Standort auf, können aber aus verschiedenen Gründen in den nächsten Jahren dann dort auch wieder verschwunden sein. Wenn Sie bei einem Spaziergang einmal solch ein attraktives Tier finden, freuen Sie sich darüber und lassen Sie die Spinne unbedingt in Ruhe. Das Tier ist für den Menschen völlig harmlos!


Der Haselnussbohrer: Rüsselträger im Knick

Unsere heimischen Insekten haben eine erstaunliche Formen- und Farbenvielfalt entwickelt. Ein schönes Beispiel dafür ist auch der recht häufige Haselnussbohrer mit seiner lang gezogenen Schnauze als „Mini-Elefant“ im Knick. Er ist ein Vertreter der - Trommelwirbel! - Rüsselkäfer. Bei diesen Insekten handelt sich um kleine bis große Käfer (1,3–20 mm), die deutlich am namensgebenden „Rüssel“ zu erkennen sind. Diese Verlängerung der Mundpartie ist bei einzelnen Arten unterschiedlich lang und kann mehr als Körperlänge erreichen, wie eben auch beim Haselnussbohrer. Der "Rüssel" stellt eine Verlängerung der Kopfkapsel dar, an dessen Spitze die kauend-beißende Mundwerkzeuge sitzen. Diese Verlängerung hilft bei der Nahrungsaufnahme in engen Hohlräumen oder Löchern. Neben Arten mit langen, dünnen Rüssel existieren aber auch Arten mit sehr kurzem oder fast fehlendem Rüssel.

mehr lesen

Rüsselkäfer sind weltweit mit bis zu 60.000 Arten vertreten, einige Zählung gehen sogar von noch mehr Arten aus. Rund 950 Arten wurden bislang in Deutschland nachgewiesen, aktuell 451 in SH - davon stehen übrigens 59 % auf der Roten Liste. Geht man von ca. 400.000 beschriebenen Käferarten weltweit aus, so machen die Rüsselkäfer etwa 15 % davon aus. Von den - sehr grob geschätzten - zwei Millionen beschriebenen Tier- und Pflanzenarten sind also ca. 3,2 % Rüsselkäfer. Damit sind Rüsselkäfer wahrscheinlich die artenreichste Familie aller Lebewesen.

 

Praktisch alle Arten der Rüsselkäfer und ihre Larven sind Pflanzenfresser. Innerhalb dieser Gruppe gibt es sehr unterschiedlich spezialisierter Arten. Beinahe alle Gewebe fast aller Pflanzenarten werden von Rüsselkäfern genutzt. Die beinlosen, madenähnlichen Larven entwickeln sich meist im Pflanzeninneren, nur wenige leben frei. Selbst so kleine Mini-Pflänzchen wie die Wasserlinsen auf heimischen Teichen werden von einer spezialisierten Art befallen. In der heimischen Flora sind nur die Orchideen und Kardengewächse ohne Rüsselkäfer – warum das so ist, weiß Niemand.

 

Der Haselnussbohrer hat eine Körperlänge von 6 bis 8,5 Millimetern und ist schwarz, weiß- und graubraun beschuppt. Männchen besitzen kürzere Rüssel, bei den Weibchen ist dieser länger als der Körper. Die Art kann vor allem mit dem sehr ähnlichen Eichelbohrer verwechselt werden.

 

Das Verbreitungsgebiet der Art reicht von Europa über den Kaukasus bis nach Vorderasien und Syrien sowie Nordafrika. In Mitteleuropa ist die Art häufig.

 

Die ausgewachsenen Käfer ernähren sich im zeitigen Frühjahr von jungen Früchten von Kirschen, Birnen und ähnlichen Pflanzen. Erst später fressen die Käfer an Haseln, an Blättern und bohren junge Nüsse an. Die Weibchen legen ihre Eier in dafür aufgebissene Nüsse ab. Pro Nuss wird meist nur ein Ei abgelegt, selten sind es auch mehrere. Die Larven ernähren sich rund vier Wochen lang vom Nussinnern. Durch den Befall fällt die Nuss nach einiger Zeit von der Pflanze ab. Die Larven verlassen schließlich die Nuss, überwintern im Boden und verpuppen sich dort im nächsten Frühjahr. Dieses Puppenstadium kann dann bis zu drei Jahre dauern, bevor die fertigen Käfer schlüpfen.

 

Achten Sie einmal auf dem Boden unter Haselbüschen auf Haselnüsse mit kleinen Löchern, da war sicher der Haselnussbohrer dran. Überhaupt sind Haselnüsse sehr spannende Materialien für Umweltbildungsprojekte. Eine Vielzahl von Tieren von Eichhörnchen und verschiedenen Mäusearten, die Haselmaus, aber auch Spechte und andere Insekten nutzen diese energiereiche Nahrung der Haselnuss und hinterlassen dabei ihre arttypischen Spuren, die man wiederum gut bestimmen kann - viel Spaß bei der Untersuchung!


Die Große Teichmuschel - Unbezahlbarer Reinigungsdienst im Gewässer

Die heimischen Teich - und Flussmuscheln spielen in unseren Gewässern eine enorm wichtige Rolle. Praktisch ohne Unterbrechung filtrieren diese Tiere Schwebstoffe, Schwebetierchen oder verschiedenen Algen aus dem Wasser und verwerten diese. Die Teichmuschel atmet über Kiemen, sie nimmt dabei über eine Öffnung Wasser von außen auf, filtert dann Sauerstoff und Nahrung in den Kiemen aus. Mit der Mundöffnung wird diese dann in den Magen weitergeleitet. Etwa 40 Liter Wasser werden von einer Großmuschel in einer Stunde durchgefiltert - das ist etwa ein Kubikmeter am Tag!

mehr lesen

In unseren Gewässern, wie in der Schwentine und ihrer Seen, leben eine Handvoll Großmuschelarten, die großen, dünnschaligen Teichmuscheln sowie die kleineren, deutlich dickschaligeren Flussmuscheln. Immer wieder kann man bei Spaziergängen am Ufer oder während einer Kanufahrt auf den Gewässern vor allem von Bisam, seltener auch vom Fischotter aufgebrochene Schalen sehen, aber auch Möwen oder Blessrallen knacken gerne diese Leckerbissen.

 

Die beiden Schalen der Großen Teichmuschel Anodonta cygnea sind dünn, gelblich bis dunkelbraun, die Innenseite ist perlmuttartig glänzend. Das Muschelschloss - der Bereich, in dem die beiden Schalenhälften zusammenkommen - ist ohne ineinandergreifende Leisten, den sog. Zähnen, was sich schon im wissenschaftlicher Gattungsname 'Anodonta' = die Unbezahnte widerspiegelt.

 

Neben der dünnen Schale ist dies ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu den Flussmuscheln, die kräftige Schlosszähne besitzen. Schon der Name weist damit auf einen Lebensraum mit eher bewegtem Wasser hin, wo starke Scherkräfte durch Strömung oder Wellenschlag die Schalenhälften gegeneinander verschieben könnten. Die Teichmuschel kommt eher in ruhigen Gewässern, Seebuchten oder Teichen (Name!) vor, ihre dünnen Schalen können bei günstigen Lebensbedingungen bis deutlich über 20 Zentimeter groß werden. Einzelne Vertreter der Teich- und Flussmuscheln werden übrigens mehrere Jahrzehnte alt!

 

Die Großmuscheln verankern sich mit ihrem Fuß im weichen oder sandigen Boden und können sich damit auch langsam fortbewegen. Die Große Teichmuschel wühlt in stehenden Gewässern den Bodengrund auf und saugt den hochgewirbelten Bodensatz ein, um daraus Nahrung zu filtrieren. Alle diese Filtrierer z.B. auch Schwämme, Zuckmückenlarven oder anderen Arten von Muscheln reinigen das Wasser und liefern einen großen Beitrag zur Reinigung unserer Binnengewässer.

 

Teichmuscheln sind Zwitter, im Gegensatz zu den Flussmuscheln, die getrenntgeschlechtlich sind. Sie produzieren bis zu 400.000 Eier, die in den Kiemen befruchtet werden. Zwischen den Kiemen der Großmuscheln findet die Brutpflege statt. Nach dem Ausstoßen der Larven halten sich diese mit Haken und Klebefäden an vorbei schwimmenden Fischen fest und leben anschließend parasitisch vom Gewebe an deren Flossen, aber auch in den Kiemen. Für die Fische ist dieser Befall unproblematisch.

 

Nach einiger Zeit und einer Umwandlung lösen sich die nun kleinen Muscheln vom Wirt. Im durchlüfteten Lückensystem des Gewässerbodens leben die Jungmuscheln noch mehrere Jahre, bis sie dann selber geschlechtsreif werden. Zu den Wirten zählen verschiedene Fischarten, gerne Karpfen oder aber Bitterlinge. Ein Verhältnis mit gegenseitigem Nutzen: Während die Muschel die Fischembryos des Bitterlings aufnimmt, heften sich die Hakenlarven der Teichmuscheln beim Bitterling an.

 

Die großen Muscheln haben als Nahrung für den Menschen kaum eine Rolle gespielt. In der Literatur finden sich vor allem Hinweise, dass die Muscheln früher wohl so häufig waren, dass sie lokal als Schweinefutter verwendet wurden und ihre Schalen für Schotterwege. Von solchen Populationsgrößen sind wir leider ganz weit entfernt. Einige früher häufige Großmuschelarten wie die Bachmuschel sind mittlerweile so selten geworden, dass sie kurz vor dem Aussterben stehen. Dabei können wir auf diese Verbündeten im Gewässerschutz überhaupt nicht verzichten!


Pflanzengallen - Kleine Welten am Wegesrand

Rote Bohnen auf Weidenblättern, schwammige „Äpfel“ an Eichentrieben, zigarrenförmige Verdickungen von Schilfhalmen oder zottelige Kugeln an  Rosengewächsen - aufmerksame Naturfreunde finden bei ihren Spaziergängen immer wieder solch Gebilde. Es handelt sich um Pflanzengallen - hoch interessante Kleinstlebensräume am Wegesrand. Haben Sie sich die schon mal näher angeschaut? Falls nicht, sollten Sie das unbedingt nachholen - es lohnt sich!

mehr lesen

Zahlreiche Wirbellose leben auf, in und von Pflanzen. Sie fressen Teile - oder gleich die ganze Pflanze. Viele saugen Flüssigkeit aus dem pflanzlichen Gewebe. Vereinzelt reagieren die Pflanzen darauf mit auffälligen Wachstumsreaktionen. Je nach Wirtspflanze und Verursacher kommt es zu typischen Gebilden, einer Galle. Verursacher können Bakterien, Pilze oder tierischen Ursprungs sein wie Insekten aus den Gruppen der Wespen, Schmetterlingen oder Mücken. Auch Spinnentiere, die Gallmilben, verursachen diese Reaktionen. Anhand der typischen Galle kann man den Verursacher bestimmen. Gallen können grundsätzlich an allen Pflanzenorganen auftreten. Die Bildung selbst erfolgt durch Reize des Gallerregers, entweder bereits beim Einstich zur Eiablage oder durch Saugen bzw. Fressen des Parasiten an der Wirtspflanze. Die Gallen bieten dem schlüpfenden und wachsenden Nachwuchs vor allem Nahrung und auch Schutz. Denn bestimmte Gallen haben auch schützende Hüllen aus verholzten Steinzellen, die eine harte Schale gegen Fressfeinde oder Parasiten bilden.

 

Stachelige Pflanzengalle(NABU/C. Pusch)

Die Lebenszyklen der verschiedenen Gallerreger sind sehr unterschiedlich ausgebildet. Bei Gallwespen sind die sehr kompliziert und verschachtelt, verlaufen z.T. über zwei Generationen mit sehr verschieden aussehenden Gallen. Die der einen Generation entwickeln sich etwa an Eichenwurzeln, die Gallen der anderen an Blättern oder Knospen. Tiere der einen Generation können geflügelt, die der anderen ungeflügelt sein. Alles sehr kompliziert! Einzelne Arten wechseln sogar von Generation zu Generation die Wirtspflanzenart.

 

Gallerreger sind, trotz des geschützten Unterschlupfes, zahlreichen parasitischen Insekten ausgesetzt. Die Larven dieser Gegenspieler leben dann auch in der Galle, töten ihre Wirte letztlich - und fressen sie auf. Hierzu zählen vor allem Vertreter der Schlupf- und der kleinen, meist auffällig metallisch gefärbten Erzwespen. Auch diese Wespen haben wiederum Gegenspieler, die sie parasitieren - ein kompliziertes und verschachteltes Beziehungsgeflecht über mehrere Nahrungsebenen!

 

In vielen Gallen leben auch Einmieter, die neben dem Gallerzeuger die Galle bzw. das Gewebe nutzen, sie ernähren sich überwiegend davon. Selbst verlassene Gallen werden noch von Nachmietern genutzt. Es gibt verschiedene Wildbienen- und Grabwespenarten, die teilweise sogar ausschließlich verlassene, verholzte Gallen als Neststandort nutzen. Blicken Sie noch durch?

 

Einige Pflanzengallen hatten früher sogar eine wirtschaftliche Bedeutung. Der hohe Gehalt an Gerbsäuren machte bestimmte Gallen für das Gerben von Leder interessant. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden ganze Waggonladungen von Gallen vom Balkan nach Deutschland importiert. Andere Gallen wurden auch zur Herstellung von schwarzer Tinte, der sog. Eichengallustinte, genutzt. Die sog. „Schlafäpfel“ der Rosengallwespe wurden bei Schlafstörungen unter dem Kopfkissen gelegt.

 

Ein Schlafapfel der Rosengallwespe (NABU/C.Pusch)

Viele Arten von Gallen sind leicht zu finden und gut zu bestimmen. Besonders die auffälligen Gallen an Weiden, Rosen oder Eichen bieten auf kleinstem Raum sehr interessante Kleinökosysteme. In der Umweltbildung oder im Rahmen von Schulprojekten lassen sich damit biologische Themen und ökologische Abläufe veranschaulichen und verfolgen. Auch für erwachsene Naturinteressierte sind immer wieder überraschende Beobachtungen möglich - einfach nur mal genau hinschauen - wir sind nicht alleine!


„Ich hab heut einen Kolibri gesehn ... vielleicht?“ - Das Taubenschwänzchen

Eine der überraschesten Beobachtungen am Wegesrand stellt ein Tier dar, welches blitzschnell, ruckartig von Blüte zu Blüte fliegend umhersaust, im Flug in der Luft steht und an der Blüte saugt. Viele Naturinteressierte erkennen häufig nicht sofort, um was für ein Tier es sich handelt. Immer wieder werden den Umweltberatungsstellen, so auch dem NABU im Kreis Plön, freudig derartige Beobachtungen gemeldet. „Wir haben heute einen Kolibri gesichtet! Was sagen Sie dazu?“ Schon bei der Andeutung berechtigter Zweifel werden diese Beobachtungen zunächst häufig energisch verteidigt „Doch, ganz sicher!“. Leider wird man Kolibris aber bei uns vergebens suchen. Es ist ein Schmetterling, das Taubenschwänzchen. Dabei handelt es sich um einen Wanderfalter, der immer wieder aus dem Mittelmeerraum zu uns kommt.

mehr lesen

Das Taubenschwänzchen gehört zu den eigentlich nachtaktiven Schwärmern, ist also ein Schmetterling. Diese Art aber fliegt auch tagsüber vor allem Blüten mit langem Kelch an, die es mit dem gut drei Zentimeter langen Saugrüssel nutzen kann. Taubenschwänzchen kommen auch gerne in Gärten, wo sie an Geranien, an Lichtnelken, Phlox und Sommerflieder Nektar tanken. Im kleinen Apothekergarten vor dem Plöner Kreismuseum, der immer einen Besuch wert ist, kann man das Taubenschwänzchen gelegentlich an der Roten Spornblume beobachten. Die Nahrungspflanzen der Raupen sind vor allem verschiedene Labkräuter-Arten.

 

Selbst bei Regen ist das Taubenschwänzchen im Gegensatz zu vielen anderen Insekten aktiv. An besonders heißen Tagen wird aber die Mittagszeit gemieden und dann morgens sowie in den Abendstunden bis in die Nacht hinein geflogen.

 

Das Taubenschwänzchen ähnelt in seiner Gestalt einem kleinen Vogel. Insbesondere der breite, schwarz-weiß gezeichnete Hinterleib, der wie ein Federschwanz aussieht, führt den Beobachter in die Irre. Die scheinbaren Federn sind jedoch verlängerte, abspreizbare Schuppen, mit deren Hilfe Taubenschwänzchen beim Schwirren vor den Blüten ausgezeichnet steuern können.

 

Auch aufgrund des ungewöhnlichen Flugs ist der Falter leicht mit einem Kolibri zu verwechseln. Vor jeder Blüte bleibt es kurz im leicht brummenden Schwirrflug stehen, um dann ruckartig die nächste Blüte anzusteuern. Taubenschwänzchen gehören zu den wenigen Insekten, die auch rückwärts fliegen können. Durch Wind verursachte Bewegungen der Pflanzen können im Flug dank der guten Augen ausgeglichen werden, die Position zur Blüte bleibt so immer gleich. Mit 70 bis 90 Flügelschlägen in der Sekunde erreichen die Falter eine Geschwindigkeit von bis zu 80 Kilometer in der Stunde. Innerhalb von fünf Minuten kann der Schmetterling so mehr als hundert Blüten besuchen. Durch die Distanz zwischen Blüte und Insekt besteht auch ein Schutz vor auf und unter den Blüten lauernden Fressfeinden wie der Krabbenspinne. Aber auch für Vögel ist so ein „Hibbelmors“ schwer zu erbeuten.

 

Dank ihrer hervorragenden Flugeigenschaften legen Taubenschwänzchen Wanderungen bis zu 2.000 Kilometer zurück und gelangen bis nach Skandinavien. Neuerdings überwintern Taubenschwänzchen in einigen milden Regionen Süddeutschlands. Die Mittelmeer-Taubenschwänzchen wiederum kommen gelegentlich, je nach aktueller Populationsgröße und den klimatischen Bedingungen in Einwanderungswellen frühestens ab Ende April zu uns. Deren Nachwuchs schlüpft gegen Mitte bis Ende Juli, so dass im Laufe des Sommers sowohl Mittelmeer-Taubenschwänzchen wie auch in Deutschland geborene Tiere auftreten und dabei immer weiter nach Norden wandern. Wie viele Generationen pro Jahr das Taubenschwänzchen in Deutschland ausbildet, ist noch ungeklärt; in Südeuropa sind es immerhin drei bis vier.

 

Für Beobachter ist das Taubenschwänzchen eine attraktive Falterart, für Naturfotographen auch - der Versuch eines Fotos treibt allerdings reichlich Schweißperlen auf die Stirn. Versuchen Sie es doch mal - viel Spaß!


„Vergängliche Kunst am Bau“- Die Gemeine Schornstein-Wespe

Wer auf seinem Spaziergang sandig-lehmige Abbruchkanten oder Insektennisthilfen mit Lehmelementen aufmerksam absucht, wird gelegentlich mehrere Zentimeter lange, kunstvoll durchbrochene, an Wasserhähne erinnernde Röhren finden. Noch während der Naturfreund überlegt, was das denn sein könnte, kommt flink eine kleine, 10 bis 13 Millimeter lange, schlanke Wespe angeflogen - und schlüpft schnell in die Röhre hinein. Dabei handelt es sich um ein Weibchen der Gemeinen Schornstein-Wespe. Ihr schwarzer Hinterleib trägt schmale und gerade verlaufende, gelbe Binden. Die Männchen kann man an spiralig eingerollten Fühlerspitzen erkennen. Es gibt mehrere sehr ähnliche Arten innerhalb der Gattung dieser einzeln, solitär lebenden Faltenwespen. Faltenwespen nennt man übrigens alle Wespenarten, die ihre Flügel bei Nicht-Nutzung der Länge nach falten können.

mehr lesen

Die Gemeine Schornstein-Wespe ist in Mitteleuropa weit verbreitet. Man findet sie an lehm- und lösshaltigen Steilwänden, wie etwa in Sandgruben, an den Ufern von Gewässern oder an Hohlwegen. Seltener nistet sie auf waagerechtem, vegetationslosem Boden. Aber auch an geeigneten Nisthilfen für Insekten kann man diese Art antreffen. Früher war Lehm ein viel häufigerer Baustoff im Siedlungsbereich, zudem fehlen vielfach die notwendigen Kleinstrukturen in der Landschaft, daher ist das Vorkommen dieser Art aufgrund der weniger werdenden Nistmöglichkeiten insgesamt wohl rückläufig.

 

Die Flugzeit der Schornstein-Wespe dauert von Ende Mai bis Juli. Die Art nistet gerne in kleinen Ansammlungen. Die Weibchen legen ihre Nester meist an Steilwänden, seltener ebenerdig an und graben dazu einen Gang schräg nach unten. Zum Bau des Nestes im (nicht zu) harten Lehm wird Wasser - bei Wassermangel auch andere Flüssigkeiten wie z.B. die Absonderungen („Kuckucksspeichel“) von Schaumzikaden-Larven - herantransportiert. Im aufgeweichten Boden fangen die Wespen dann mit ihren Kiefern an zu graben. Der Aushub wird nicht einfach fallengelassen oder irgendwo hin transportiert, sondern kunstvoll, Klümpchen für Klümpchen, ringförmig direkt am Eingang angeklebt. So entsteht nach und nach ein charakteristischer, anfangs waagerechter, später nach unten gekrümmter, wasserhahnförmiger „Schornstein“. Bei waagerecht am Boden angelegten Nestern zeigt dieser schräg nach oben. Die einzelnen Lehmklümpchen werden nicht dicht aneinandergefügt, so dass die Röhre gitterförmig durchbrochen ist. Sie kann bis zu fünf Zentimeter lang werden und hat einen Durchmesser von etwa einem Zentimeter. Die genaue Bedeutung dieser einzigartigen, kunstvollen Bauweise ist unklar. Man vermutete früher, dass der Vorbau Parasiten den Zugang zum Nest erschweren sollte, was aber nachweislich nicht der Fall ist. So gibt es u.a. gleich mehrere Goldwespenarten, die gerne ihre Eier als „Kuckuck“ in die Nester des Wirts legen oder den Trauerschweber, eine Fliegenart, die ebenfalls gerne Nutznießer der Vorratslager der Wespe ist. Wahrscheinlich dient die kunstvolle Lagerung des Lehms lediglich als Materialzwischenlager für den Verschluss des Nestes - ist also nur vorrübergehende Kunst am Bau. Der erste Regen zerstört diese filigranen Bauwerke vielfach schon vorher, oder sie zerfallen bereits nach kurzer Zeit.

 

Die Gemeine Schornstein-Wespe mit Beute (NABU/C. Pusch)

Das Nest im Inneren des Erdbodens besteht aus einem knapp 5-8cm langen Hauptgang, von dem traubenförmig bis zu 7 längliche Kammern abgehen. An die Decke jedes dieser Kammern legt die Wespe ein gestieltes Ei ab. Anschließend wird die Kammer mit 10-30 Rüsselkäfer-Larven als Nahrungsvorrat für die später schlüpfende Wespen-Larve gefüllt. Nach und nach werden vom Hauptgang abzweigend weitere Kammern angelegt, in die wiederum jeweils ein Ei und Rüsselkäfer-Larven als Lebendfutter gelegt werden. Zum Abschluss wird der Eingang des Nestes durch das Material des Vorbaus, dem „Schornstein“, wieder verschlossen.

 

Die Beobachtung dieser interessanten Wespe ist wirklich ein spannendes Naturerlebnis, neben der Bewunderung des filigranen Kunstwerkes am Bau kann man der für den Menschen völlig harmlosen Wespe bei der Verproviantierung aus nächster Nähe zuzuschauen. Versuchen Sie doch mal die Art in Ihren Garten oder auf Ihren Balkon zu locken - viel Erfolg!


Trotz gewagter Farbgebung vielfach übersehen - die Kolbenente

Heute einmal sollten sich die Blicke der Corona-Spaziergänger auf die Wasserflächen der Schwentine-Seen richten. Mit ein wenig Glück können dabei Arten beobachtet werden, mit denen viele Naturfreunde hier gar nicht rechnen - wie zum Beispiel die Kolbenente. Diese Vogelart ist eine etwa stockentengroße Tauchente, die bis zu 30 Sekunden unter Wasser bleiben kann. Das Männchen ist im Prachtkleid mit seiner fuchsroten Kopffärbung, dem scharlachroten Schnabel und den roten Augen mit keiner anderen Ente zu verwechseln. Brust, Kropf, Unterschwanzdecken sowie der Bauch sind schwarz. Die Flanken sind weiß und der Rücken sowie die Flügel braun gefärbt - ganz schön bunt und auffällig! Eine lose Federhaube betont den im Vergleich zum Körper überproportional großen Kopf. Im Schlichtkleid ähnelt das Gefieder der Männchen dem der Weibchen.

mehr lesen

Die Schwerpunkte des europäischen Brutgebiets der Kolbenente liegen im westlichen Mittelmeergebiet. In Mitteleuropa gibt es nur inselartige Vorkommen, sie ist eine bei uns nur selten brütende Entenart. Dies lässt sich wohl damit erklären, dass die Art Mitteleuropa erst im Verlauf des 20. Jahrhunderts - von Südfrankreich ausgehend - besiedelte. Ab 1920 zählt die Kolbenente zum Brutvogelbestand Deutschlands, bekannte Brutgebiete liegen beispielsweise am Bodensee in Süddeutschland. Außerdem brütet die Kolbenente an einigen Seen in den Niederlanden, in Mecklenburg-Vorpommern und in Schleswig-Holstein, hier vor allem am Großen Plöner See, Behler See oder Dobersdorfer See. Der Bestand im Raum Plön beträgt laut Bernd Koop von der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holstein aktuell noch etwa 10-15 Brutpaare, die v.a. auf den Möweninseln brüten. Im vergangenen Jahr verloren wohl fast alle Brutpaare ihre Gelege durch Wanderratten.

 

Nach der Arealausweitung und der Zunahme des Bestands in vielen Gebieten Europas ist die Kolbenente seit den 1970er Jahren in vielen Gebieten wieder rückläufig, aktuell kommt es jetzt jedoch zu leichten Bestandsschwankungen. Die Ente ist bei uns ein Zugvogel und überwintert im Mittelmeerraum, dem Schwarzmeergebiet sowie Ägypten und Vorderasien. Seit den 1990er Jahren überwintern aber auch an den Gewässern in Mitteleuropa viele Kolbenenten.

 

Die Nahrung der Ente besteht überwiegend aus Laichkräutern und Armleuchteralgen, die tauchend oder gründelnd aufgenommen werden. Mit den Pflanzen nehmen die Kolbenente zudem anhaftende Schnecken, Wasserinsektenlarven und andere Wirbellose auf.

 

Die Kolbenente wird nach einem Jahr geschlechtsreif. Die Balz beginnt bereits im Herbst und steigert im Winterquartier die Intensität. In Herbst und Winter ist zunächst eine Gruppenbalz mehrerer Erpel charakteristisch, zum Ende der Balzzeit geht diese in eine Einzelbalz über. Dabei zeigt die Kolbenente ein bei Entenvögeln nur sehr selten beobachtetes „Balzfüttern“. Der Erpel taucht dabei mit Pflanzenteilen im Schnabel auf und bietet diese dem Weibchen an – manchmal nehmen diese auch an.

 

Ein Kolbenenten-Pärchen (NABU/C.Pusch) Das Nest der Kolbenente mit über zehn cremefarbenen bis hellgrünen Eiern findet sich am Ufer in der dichten Vegetation. Häufig nutzen mehrere Weibchen ein Nest. Die Eiablage beginnt in Mitteleuropa ab dem Mai. Mit der Ablage des letzten Eis beginnt die Bebrütung durch das Weibchen, die etwas mehr als drei Wochen lang andauert. Während der Brutpausen verbleibt das Männchen in der Nähe des Nestes und überwacht dieses. Ein eher ungewöhnliches Verhalten, denn Enten-Erpel übernehmen meist keine aktive Rolle während der Brut oder der Aufzucht der Jungen. Die Jungen sind Nestflüchter und werden nach gut sechs bis sieben Wochen flügge. Eine Kolbenente kann bis zu sieben Jahre alt werden.

Achten Sie doch einmal beim nächsten Spaziergang an unseren Seen auf diese attraktive und interessante Entenart! Zu Zeit sind leider noch keine Führungen oder weitere Veranstaltungen möglich, aber wir freuen uns darauf, Ihnen hoffentlich bald wieder diese kleinen und großen Naturerlebnisse unserer Region auch draußen vor Ort vorstellen zu können. Weitere Informationen bei den Natur-, Umwelt- und Abfallberatungsstellen im Kreis, unter ploen@umweltberatungsstelle.de oder der Tel.: 04522-2173.


Schwarz-rote Stinker und Schaumschläger
Streifenwanze und Blutzikade

Wer an schwarz-rote Insekten denkt, dem fallen als erstes Marienkäfer ein. Besonders der allen bekannte 7-Punkt Marienkäfer ist durch sein auffälliges, hübsches Rot mit schwarzen Punkten, die aber eigentlich eine Warnfarbe darstellt, gekennzeichnet. Aber auch andere Insekten nutzen diese Farbkombination. Gehen Sie doch mal beim nächsten Corona-Spaziergang mit ihrer Familie auf die Suche nach Farben, heute einmal: Schwarz und Rot.

mehr lesen

Unter den Insekten am Wegesrand sind in dieser Farbkombination vor allem zwei weitere Arten zu finden, die Schaum schlagende Blutzikade und die (nicht immer) stinkende Streifenwanze. Beide Arten zählen zu den bei uns eher unbekannten Insektengruppen der Zikaden und Wanzen, da ihre Vertreter häufig nicht besonders groß oder auffällig werden. Im Urlaub in südlichen Ländern haben aber viele schon einmal die sehr lauten Gesänge von Singzikaden gehört, und vor Bettwanzen fürchten sich viele Schläfer. Aber auch bei uns gibt es eine ganze Anzahl interessante Vertreter aus diesen Gruppen.

 

Ihren Namen trägt die erwachsene, bis zu 10 Millimeter große Blutzikade aufgrund der leuchtend roten Zeichnung auf den festen, schwarzen Vorderflügeldecken. Die auffällige Färbung weist auf chemische Inhaltsstoffe hin, die die Art für einige Insektenfresser ungenießbar machen. Für den Menschen ist die Art völlig ungefährlich und harmlos. Die dachartige Haltung der festen Vorderflügel ist charakteristisch für Zikaden. Bei Bedrohung oder Störung katapultieren sich die kleinen Insekten aber aufgrund der sehr guten Sprungkraft der kräftigen Beine blitzschnell weg.

 

Die Nahrungsaufnahme der Blutzikade erfolgt durch das Anstechen und Aussaugen bestimmter Pflanzenteile. Wie durch einen Strohhalm nehmen die Insekten die flüssige Nahrung auf. Die meisten Arten der Zikaden sind dabei auf ganz bestimmte Pflanzen spezialisiert, die Blutzikade saugt allerdings an verschiedenen Gräsern und Kräutern, vorwiegend an hochwüchsigen Kräutern und Gräsern wie Glatthafer, Brennnessel, Lupinen oder Wiesensalbei. Als Lebensraum nutzt die Blutzikade vor allem Weg- und Grabenränder, Hochstaudenfluren, aber auch Magerrasen oder Lichtungen. Die Art hat sich stark nach Norden ausgebreitet, war früher sehr häufig, ist mittlerweile aber deutlich rückläufig.

 

Auch die Männchen der Blutzikaden sind übrigens durch spezielle Trommelorgane in der Lage, rhythmische Gesänge zum Anlocken der Weibchen zu produzieren, allerdings sehr viel leisere als die Verwandten im Süden Europas. Während der Paarung sitzt das Männchen schräg neben dem Weibchen in einer für Blutzikaden typische V-Stellung. Die Eier werden in Bodennähe an den Wirtspflanzen abgelegt. Versteckt im Boden oder unter Steinen an den Wurzeln der Pflanzen leben die in einem Schaumnest eingehüllten Larven. Dieser Schaum wird durch das Einpumpen von Luftbläschen in eine eiweißhaltige Flüssigkeit hergestellt, welche die Larven aus dem After abscheiden. Das Schaumnest, in dem die Larven auch überwintern, schützt vor Feinden, der Schaum sorgt vor allem aber für den Erhalt der für die Weiterentwicklung notwendige Feuchtigkeit und Temperatur.

 

Blutzikaden sind beliebte Motive bei der Verzierung von Alltagsgegenständen wie Vasen, Tischdecken oder Briefmarken. In Südfrankreich drücken Zikaden geradezu symbolhaft das leichte, mediterrane Lebensgefühls aus. Meist sind es zwar Singzikaden, die dargestellt werden, häufig aber auch die farbintensiven Blutzikaden.

Die Streifenwanze ist eine Art aus der Familie der Baumwanzen. Diese 8 bis 12 Millimeter großen Tiere sind durch ihr namensgebendes, rot-schwarzes Streifenmuster unverwechselbar. Auf der Oberseite finden sich sechs schwarze Längsstreifen auf rotem Grund, unterseits finden sich schwarze Punkte. Baumwanzen können sehr gut fliegen. Etliche Arten besitzen Stinkdrüsen, mit denen sie übel riechende und zum Teil toxisch wirkende Substanzen absondern können, mit denen Angreifer oder Beutetiere abgeschreckt oder sogar betäubt werden. Jeder, der schon mal eine Baumwanze in die Hand genommen und ein wenig geärgert hat, wird das schon einmal gerochen haben.

 

Streifenzikade (NABU/C.Pusch)

Die Verbreitungsgrenze der Streifenwanze hat sich in den letzten Jahrzehnten stark nach Norden ausgedehnt, so dass die Art mittlerweile bis zur Nord- und Ostsee vorkommt. Sie ist mittlerweile überall häufig. Besiedelt werden offene bis halbschattige Bereiche trockener bis feuchterer Lebensräume. Streifenwanzen sind hinsichtlich ihrer Futterpflanzen ebenfalls unspezifisch. Sie saugen an den reifenden Samen von Doldenblütlern wie Wilder Möhre, Giersch, Haarstrang, Engelwurzen, in Gärten auch an Dill oder Fenchel. Die erwachsenen Insekten überwintern in der Bodenstreu oder in Pflanzenpolstern.

 

Die beiden Vertreter aus der Familie der Zikaden und Wanzen lassen sich mit ein wenig Glück und „offenen Augen“ entlang vieler Spazierwege finden. Setzen Sie sich vor einem Bestand mit Wildkräutern und versuchen Sie sich einzulassen auf die große Welt der kleinen Lebewesen vor unserer Nasenspitze. Und freuen Sie sich darauf, wenn die Umweltberatungsstellen im Kreis Plön in der Nach-Corona-Zeit auch wieder Führungen und Veranstaltungen zum Thema Natur und Umwelt anbieten können. Weitere Infos unter ploen@umweltberatungsstelle.de oder Tel: 04522-2173 - oder den weiteren Umweltberatungsstellen im Kreis Plön.


Reichlich Lehm vor der Hütte bei Familie Kleiber

Wer in Zeiten der Corona-Pandemie bei ausgiebigen Spaziergängen in Wald und Wiesen seine Sinne schärft und vor allem die Ohren spitzt, wird ihn zuerst hören, bevor sich der Vogel auch mal blicken lässt - den Kleiber. Denn die Art  ist sehr ruffreudig - und ganz schön laut. Der Gesang des Kleibers umfasst ein umfangreiches Repertoire. Bei der Nahrungssuche ruft er einen scharfen, etwa wie „zit“ klingenden Kontaktruf, bei Erregung gibt er einen kräftigen etwa wie „twett“ klingenden Warnruf ab. Dieser wird oft in schnellen, kurzen Folgen mit kurzen Pausen gerufen. Der eigentliche Gesang besteht dann aus mehreren, lauten Strophen unterschiedlichen Typs, die von einer erhöhten Sitzwarte aus vorgetragen werden.

mehr lesen

Der Name „Kleiber“ bezieht sich übrigens darauf, dass der Kleiber den Eingang seiner gewählten Bruthöhle in einer Baum- oder Spechthöhle oder einem künstlichen Nistkästen mit Lehm verklebt, um sie selbst zu nutzen. „Kleiber“ stammt aus dem Mittelhochdeutschen (von kleiben „fest heften, befestigen, schmieren, verstreichen, kleben“) und bezeichnete Handwerker, die Lehmwände erstellten. Denn mit einer Mischung aus Lehm und Speichel mauern die Vögel ihre Höhle soweit zu, dass ihre Eier und Jungvögel vor dem Zugriff von Mardern und anderen Räubern geschützt sind. Selbst die 12cm große Öffnung eines Schellentenkastens kann dabei fast vollständig zugemauert werden. Die verbleibende Öffnung ist gerade mal so groß, dass die Kleiber noch hineinschlüpfen können. Wer einmal versucht hat, einen Nistkasten zu öffnen, den zuvor ein Kleiber genutzt und daher alle Ritzen und Öffnungen zugemauert hat, weiß, wie betonhart der dafür genutzte Lehm wird - meist hilft nur noch ein Hammer, um den Kasten im Herbst öffnen und reinigen zu können.

 

Kleiber legen ihre Bruthöhlen mit Rindenstückchen, Haaren, Gras und Federn aus. Fünf bis neun milchig weiße Eier mit rostroten Flecken werden im  April bis Mai gute 14 Tage bebrütet, die Jungvögel anschließend gut drei Wochen lang gefüttert.

 

Der etwas gedrungene Kleiber erreicht eine Körperlänge von bis zu 15 Zentimetern. Markant ist sein kräftiger kurzer Schnabel, die blaugraue Gefiederoberseite sowie die schwarzen Augenstreifen.  Geschickt klettern die Vögel ruckartig und flink an Stämmen und Zweigen entlang. Im Gegensatz zu den Baumläufern und auch zu den Spechten können die Kleiber kopfüber klettern. Dabei setzen die Kleiber einen Fuß vor und krallen sich mit dem anderen fest an die Rinde des Baumes. Sie „laufen“ also am Baumstamm entlang - Spechte und Baumläufer stützen sich hingegen mit dem Schwanz ab und setzen beide Füße gleichzeitig vor. Der Kleiber wird daher auch „Spechtmeise“ genannt, da Lebensweise und Aussehen an Spechte und Meisen erinnert.

 

Eingang der Kleiberhöhle (NABU/C.Pusch)

Die Nahrung des Kleibers besteht aus Insekten, deren Eiern und  Larven. Im Herbst kommen Samen, Beeren und Nüsse dazu. Größere Beute klemmt der Kleiber in eine Rindenspalte. Mit dem kräftigen Schnabel hackt der Vogel dann mundgerechte Bissen ab. Für den Winter legen Kleiber auch Futtervorräte an.

 

Der Kleiber ist ein Standvogel, bleibt auch im Winter im Land und ist recht standortreu. Die Verbreitung des Kleibers in Schleswig-Holstein deckt sich  weitgehend mit der Verbreitung von älterem Laubholz im Land, die Art kommt also vor allem im Östlichen Hügelland vor. Sie ist an Laubholz gebunden, bevorzugt dabei Bestände mit hohem Anteil von Alt- und Totholz. Der Kleiber hat zwar von den milden Wintern sowie der Eichel- und Buchenmast der letzten Jahre profitiert, trotzdem leidet die Art unter der intensiven Nutzung in den Forsten des Landes. Besonders die Entnahme von forstlich weniger wertvollen Bäumen aus Randbeständen, wie alte Überhältereichen oder absterbende Bäume für die Brennholznutzung stellt für den Kleiber ein Problem dar.

 

Versuchen Sie doch einmal bei einem Spaziergang in den Wäldern rund um Plön mit Ihrer Familie einen Kleiber „mit den Ohren“ zu finden und dann mit einem Fernglas zu erspähen. Häufig kann man auch ein leises Hämmern vernehmen, wenn eine Spechtmeise ihr Futter sucht und sich energisch an einer verheißungsvollen, morschen Baumrinde abarbeitet. Meist lassen sich die Vögel, wenn man sie erstmal gefunden hat, auch gut beobachten, wie sie systematisch die Bäume nach Nahrung für sich und ihren Nachwuchs absuchen.

 

Weitere Informationen unter ploen@umweltberatungsstelle.de oder 04522-2173 oder den weiteren Umweltberatungsstellen im Kreis Plön.


Ein Spalier von Zipfelmützen - der Aronstab

Nachdem die Blütezeit der Frühjahrsblüher wie Buschwindröschen oder Lerchensporn sich dem Ende nähert, sprießen jetzt an vielen Wegrändern - beispielsweise im Bereich des Schlosswalds oder der Prinzeninsel - weitere Pflanzen aus dem Boden. So finden sich Knoblauchsrauken oder Goldnesseln, vereinzelt kann jetzt auch der Bärlauch blühend gefunden werden, erst auf den zweiten Blick auffällig sind aber vor allem die spitzen, aufrecht stehenden Blütenstände des Aronstabes. Das ist wirklich eine ungewöhnliche Pflanze! Links und rechts ragen sie am Wegesrand aus der Vegetation empor - ein Spalier aus Zipfelmützen, eine Versammlung von Zwergen, durch die die Spaziergänger wandern!

mehr lesen

Seinen Namen verdankt der Aronstab der biblischen Figur des Aaron, dessen Stab als Zeichen seiner Auserwählung zum Hohepriester ergrünte.

 

Der Gefleckte Aronstab Arum maculatum wächst vor allem in Laubmischwäldern und Gebüschen und ist in Mittel- und Südeuropa heimisch. Dabei bevorzugt die zu 40cm hohe Pflanze lichte und nährstoffreiche Laub- und Mischwälder. Die ausdauernden, krautigen Pflanzen überwintern mit Knollen. Die Laubblätter besitzen eine spieß- bis pfeilförmige Form und glatte Blattränder.

 

Spektakulär ist der Aufbau der Blüte und der Weg der Bestäubung: Die Art ist einhäusig getrenntgeschlechtig, d.h. männliche und weibliche Blütenanteile befinden sich an einer Pflanze. Der typische Blütenstand besteht aus einem Schaft, einem tütenförmigen, weißgrünen Hochblatt, das wie eine Zipfelmütze einen braunen Kolben umschließt und überragt. Am unteren Ende des Kolbens befinden sich die eigentlichen Blüten, sowohl männliche als auch weibliche. Zwischen den fruchtbaren männlichen und weiblichen Blüten sitzen mehrere Reihen nach unten gebogener „Reusenhaare“.

 

Die Bestäubung der Blüten erfolgt durch Fliegen und Mücken. Diese werden durch den besonders abends von der Pflanze produzierten, intensiven Geruch nach Harn und Aas angelockt. Für uns Menschen riecht die Blüte unangenehm, für die Insekten aber sehr verlockend. Sie werden für die Befruchtung gebraucht. Der Kolben produziert Wärme, dies unterstützt die Verbreitung der Duftstoffe. Im Kessel der Pflanze kann es mehr als 20 Grad wärmer sein als draußen in den möglicherweise noch kalten Frühlingsnächten - angenehm für die Insekten. Angelockt durch den verführerischen Duft rutschen sie an der glatten Wand des Hochblattes in den Kessel, der von der Basis des Hochblattes gebildet wird. Die Reusenhaare halten die Tiere gefangen und verhindern ein frühzeitiges Entweichen. Durch die Form der Blüte, auch als Fliegenkesselfalle bezeichnet, gelangt ein einmal angelocktes Insekt so immer wieder an die Stempel, wodurch eine Übertragung der Pollen gewährleistet wird.

 

Aronstäbe (NABU/C.Pusch)

Das Hochblatt, die Zipfelmütze, steht nur für kurze Zeit aufgerichtet wie ein Segel. Bald welkt es, beugt es sich nach vorn und klappt über den Kolben auseinander. Die gefangenen Insekten können entweichen. Mit dem Pollen des Aronstabes bestäubt fliegen sie zur nächsten Pflanze - und das Spiel beginnt von vorne.
Aus den Blüten entwickeln sich im Spätsommer (August bis September) die Samen enthaltenden Beeren, die zunächst grün und später bei der Reife rot sind.

 

2019 wurde der Aronstab zur Giftpflanze des Jahres gekührt. Alle Teile der Pflanze sind giftig, es kann sogar beim bloßen Berühren der Pflanze zu Rötungen der Haut und Blasenbildung kommen. Der Verzehr von Pflanzenteilen, speziell der roten, süß schmeckenden Beeren, kann Übelkeit und Durchfälle verursachen. Je nach Standort und Reifegrad kann die Giftigkeit der Beeren beträchtlich schwanken. Die Aufnahme der Giftstoffe kann durch Aufnahme medizinischer Kohle  oder Flüssigkeit verhindert bzw. vermindert werden. Der Aronstab wurde früher auch gerne in der Volksheilkunde verwendet.

 

Wer hat sich schon mal die Fliegenkesselfalle des Aronstabs aus der Nähe angeschaut? In diesen Tagen haben Sie die Chance dazu, nutzen Sie doch einmal ihren nächsten Corona bedingten Spaziergang für einen genauen Blick. Und eine Bitte: Belassen Sie unsere Wildpflanzen unbedingt dort, wo sie auch hingehören - in der Natur. Im Bereich der Prinzeninsel und des Schlosswalds weisen auch Hinweisschilder der Stadt Plön deutlich darauf hin.


Gar nicht so heimliche Rötelmäuse - leises Rascheln auf sonnigem Waldboden

Wer zur Zeit bei sonnigem Wetter einmal durch die heimischen Buchenwälder spazieren geht, wird sie mit ein wenig Glück und Geduld ganz sicher zu sehen bekommen: die Rötelmaus. Zunächst nimmt man meist nur eine schnelle Bewegung aus den Augenwinkeln wahr oder hört ein Rascheln im trockenen Laub des Vorjahres. Bleibt man nun ruhig stehen und schärft den Blick, entdeckt man häufig, das man meist längst selber beobachtet wird: Aus einem Mauseloch am Fuß einer Buche oder aus der Bodenvegetation beobachten einen zwei dunkle Augen. Meist aber nicht lange, nach kurzer Gefahrenabwägung setzt sich das hektische Mäuschen wieder in Bewegung.

mehr lesen

Der Name der Rötelmaus geht auf die rotbraune Rückenfellfärbung der relativ kleinen, nur bis zu 13cm langen Tiere zurück. Der Schwanz ist relativ kurz, der Körper wirkt eher rundlich,  die Tiere wiegen auch nur 12-35 Gramm.

 

Die Rötelmaus findet sich in großen Teilen Europas und Nordasiens. Sie lebt in Buchenwäldern, in Mischwäldern, waldnahen Hecken, Gärten und Gebüschen, gerne auch in der Nähe von Gewässern. Wer aber jetzt bei einem Spaziergang in unseren Wäldern eine tagaktive Maus zu sehen bekommt, hat praktisch immer eine Rötelmaus vor sich. Die ungefährdete Art ist eines der häufigsten Säugetiere in Deutschland und auch in Schleswig-Holstein.

 

Die Nahrung der zu den Wühlmäusen gehörenden Rötelmaus ist vielseitig. Im Frühjahr werden Gräser, Kräuter und Keimlinge gefressen, im Frühjahr und Herbst kommen Knospen, Samen, Früchte, Moose und Pilze dazu. Eicheln, Bucheckern und andere Samen werden als Wintervorrat eingelagert, dann wird auch gerne Baumrinde gefressen.

 

Nester der Rötelmäuse werden unterirdisch angelegt, ein dazugehöriges weitläufiges Wegenetz verläuft meist nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche. Zum Bau gehören Blindgänge und Erweiterungen, in denen auch Nahrungsvorräte eingelagert werden und das mit verschiedenen Materialien wie Moos, Laub und Tierhaaren gepolsterte Nest angelegt wird. Rötelmäuse werfen im Freiland zwei- bis maximal dreimal in ihrem Leben. Nach gut neun Wochen sind die Tiere geschlechtsreif. Die Lebenserwartung der Rötelmaus liegt im Mittel bei anderthalb Jahren. In nahrungsreichen Sommern kann es, wie in den vergangenen Jahren mit einer reichen Buchen- und Eichenmast, zu einem schnellen Anwachsen der Population kommen.

 

Da sich die Rötelmaus im Winter auch von Baumrinden ernährt und durch das Fressen von Keimlingen stößt ihr Vorkommen nicht bei allen Waldbesitzern und Förstern auf Begeisterung. Die negativen Auswirkungen der Rötelmaus in einem gesunden Wald sind jedoch eher gering, nennenswerte Probleme  erst bei massenhaftem Auftreten zu verzeichnen. Vor allem auch wegen der Vielzahl natürlicher Feinde regulieren sich selbst große Vorkommen der Rötelmaus allerdings meist verhältnismäßig schnell.

 

Die Liste der Fressfeinde ist daher auch ganz schön lang: neben Fuchs, die Haus- und Baummarder, Iltis, Hermelin oder Mauswiesel nehmen viele Vogelarten wie Waldkauz, Waldohreule, Schleiereule und Uhu gerne Rötelmäuse zu sich, auch Weißstorch oder Graureiher langen gerne zu. Der Mäusebussard kann zurzeit bei noch schütter belaubten Bäumen in den Wäldern z.B. rund um Plön auf Rötelmausjagd beobachtet werden.

  Rötelmaus (NABU/C.Pusch)

Durch die Rötelmaus können auch Krankheiten übertragen werden. Für den Fuchsbandwurm stellt die Rötelmaus einen Zwischenwirt dar. Aber auch der sog. Hanta-Virus wird vor allem durch Rötelmäuse übertragen.

 

Man sollte daher die Rötelmäuse beim Waldspaziergang die Tiere in Ruhe lassen und beobachten, nicht anfassen, vielleicht sogar ein kleines Fernglas mitnehmen, um sie besser beobachten zu können. Gehen Sie auf Mäusepirsch - viel Erfolg!


Eine ungewöhnliche Pflanze – die Schuppenwurz

Zu den ungewöhnlichsten Pflanzen in den heimischen Wäldern und Gärten gehört die Schuppenwurz. Nur wenn sie blüht, kann man sie finden. Es handelt um eine vom Parasitismus lebende Pflanze, die nur im zeitigen Frühjahr einen über dem Boden liegenden Spross in Blütenform ausbildet. Im Frühjahr schiebt sich der 10 bis 30 cm hohe Blütenspross der Schuppenwurz durch das am Boden liegende Laub von Haselsträuchern, Buchen, Eichen oder Erlen. Die Pflanze trägt blass wirkende, rosa-violette Blüten. Blätter findet man aber keine, denn die skurrile Pflanze hat eine ziemlich ungewöhnliche Lebensweise.

mehr lesen

Wie bei den Pilzen findet man die Schuppenwurz fast das ganze Jahr über nur unterhalb der Erdoberfläche, wo sie ein reich verzweigtes, bis zu zwei Meter langes Rhizom ausbildet.

 

Die Pflanze hat keine Blätter, die Chlorophyll enthalten. Um an das zum Überleben wichtige Wasser, an Salze und Nährstoffe zu kommen, zapft sie daher die Wurzeln anderer Organismen an und lebt als Vollschmarotzer ausschließlich parasitisch. Mit zu feinen Saugorganen umgebildeten Wurzeln dringt sie in das Wurzelgewebe von bestimmten Sträuchern oder Bäumen ein und zapft deren Leitbündel an, in denen der Wasser- und Nährstofftransport der Wirtspflanze stattfindet.
Im Erdreich bildet sich ein umfangreiches Netzwerk von Sprossachsen, die jeweils mit Reihen fleischiger Schuppen bedeckt sind. Jede dieser blattähnlichen Schuppen besitzt eine zentrale Kammer, die es der Pflanze ermöglichen, Wasser zu speichern. Ohne Blätter fehlt der Schuppenwurz damit auch die Sogwirkung durch die Verdunstung, mit der andere Pflanzen ihren natürlichen Wasserhaushalt regulieren.

 

Erst ab einem Alter von etwa 10 Jahren produziert der Vollschmarotzer selbst Blüten um sich zu vermehren. Sobald die Schneeschmelze einsetzt und die Wirtsbäume wieder mit dem Transport von Wasser in ihre Triebe beginnen, blühen auch die Schuppenwurze. Die Pflanze treibt einen 10 bis 30 cm langen Blütenspross mit in Trauben angeordneten, rosa bis violetten Blüten aus, die durch Insekten und Wind bestäubt werden. Nicht immer treibt die Blüte auch bis an die Erdoberfläche. Wird es im Frühjahr noch einmal sehr kalt, können Schuppenwurzen auch in der Erde blühen und Samen produzieren, da sie in der Lage sind, sich selbst zu befruchten.

 

Die ein bis zwei Millimeter großen, eiförmigen Fruchtkapseln mit den Samen werden durch Wind und Wasser verbreitet. Ein kammförmiges Anhängsel wird gerne von Ameisen gefressen, die daher auch zur Verbreitung von Schuppenwurzen beitragen. Anschließend stirbt der Blütenspross ab. Die Samen müssen möglichst nah an die Wurzel des neuen Wirts gelangen, nur bei einer Distanz von weniger als einem Zentimeter kann das Saatgut keimen.

 

Die Gewöhnliche Schuppenwurz kommt in ganz Deutschland in feuchten Laubmischwäldern oder Auenwäldern an halbschattigen bis schattigen Standorten vor. In vielen Gebieten ist die Pflanze aber bereits bedroht. Da die Pflanze selbst keine Fotosynthese betreibt, kann sie an sehr dunklen Standorten, auf denen sonst kaum oder keine Pflanzen mehr wachsen können, leben. Sie wächst nicht besonders schnell und benötigt keine großen Mengen an Pflanzensäften. Daher nimmt der Wirtsbaum keinen Schaden. Im Winter schützt das Rhizom der Schuppenwurz eine dicke Schicht Laub, das im Herbst von der Wirtspflanze herunterfällt.

 

Schuppenwurz im Laub (NABU/C.Pusch)

In der Medizin oder der Naturheilkunde hat die skurile Pflanze kaum Bedeutung. Man sagte ihr eine Heilwirkung bei Zahnproblemen nach und setzt sie gelegentlich bei Epilepsie ein. Zwar ist die Pflanze nur schwach giftig, empfindliche Menschen können aber auf austretende Säfte empfindlich reagieren.

 

Wer jetzt in diesen Tagen aufmerksam durch die heimischen Wälder spaziert, kann diese ungewöhnliche Pflanze in diesen Tagen noch am Wegesrand finden! Versuchen Sie es doch mal - viel Glück!


Der Frühling ist da - die Wildbienen fliegen!

Bedingt durch die Corona-Pandemie haben viele Menschen nun mehr Zeit als sonst, um auf dem Balkon, im Garten oder bei einem Spaziergang - zu Zweit - die warmen Frühlingsonnenstrahlen zu genießen. Dabei gelingen vielen Natur-freunden mit ihren Kindern Naturbeobachtungen, für die sonst gar keine Zeit gewesen wäre. Eichhörnchen toben durch die Hecken, Blau- und Kohlmeisen balgen sich um die besten Nistplätze und an der Wildbienennisthilfe „tobt“ das Leben.

mehr lesen

Als frühe Arten im Jahr, bereits seit Mitte März, können da vor allem die Mauer-bienen beobachtet werden. Besonders die Gehörnte Mauerbiene Osmia cornuta ist aktuell an den Nisthilfen auf dem Balkon oder im Garten besonders auffällig.

 

Die Weibchen der Gehörnten Mauerbiene sind von hummelartiger Gestalt mit einem fuchsroten Hinterleib, 12-16 Millimeter groß und besitzen zwei nach vorne gerichtete, namensgebende Hörnchen. Die Männchen besitzen keine Hörnchen, sind etwas kleiner mit einer auffällig weißen Gesichtsbehaarung.

 

Bei den Wildbienen baut jedes Weibchen ohne Hilfe von Artgenossen sein Nest und legt darin hintereinanderliegende Brutzellen an. Als Nistplatz nutzt die Art Hohlräume aller Art wie Spalten, Ritzen im Mauerwerk, selbst Dübellöcher, Löcher im Verputz, hohle Pflanzenstängel oder Bienennisthilfen. Die Art tritt im zeitigen Frühjahr auf, den Winter haben die Tiere als fertige Insekten in ihren Brutzellen verbracht. Die Männchen schlüpfen einige Tage vor den Weibchen und warten vor dem Brutplatz oder der Nisthilfe auf die Weibchen. Dabei kann es zu größeren Ansammlungen der Bienen kommen - ein wildes Wuseln!

 

Mauerbienen bei der Paarung (NABU/C.Pusch)

Nach der Paarung beginnen die Weibchen mit dem Nestbau. Nachdem ein geeigneter Hohlraum gefunden wurde, reinigen die Bienen diesen. Anschließend legt das Weibchen für jedes Ei eine eigene Brutzelle an. Durch senkrechte Wände aus Lehm und Speichel werden diese gegen die anderen Brutzellen abgetrennt. Das Baumaterial wird vom feuchten Boden aufgenommen und mit den Oberkiefern zum Nest transportiert. Für die Verproviantierung der Brutzellen wird Blütenstaub und Nektar aus der Umgebung gesammelt. Diesen transportiert das Weibchen mit einer auf der Bauchunterseite liegenden Haarbürste zum Nest, man spricht daher auch von einer sog. „Bauchsammlerbiene“. Im Nest formt das Weibchen ein Pollenbrot als Nahrungsvorrat und legt ein einziges Ei dazu. Anschließend wird die Zelle mit einer Querwand verschlossen und die nächste Zelle bearbeitet. So entsteht eine lineare Reihe von Brutzellen, wobei der Deckel der einen Zelle den Boden der nächsten bildet. Anschließend werden die Eier und daraus schlüpfenden Larven sich selbst überlassen. Aus dem Ei schlüpft nach wenigen Tagen eine Made, die sich in den nächsten zwei - vier Wochen vom Pollenvorrat ernährt. Es folgt eine Verwandlung über ein Puppenstadium. Als fertiges Insekt überwintern die Mauerbienen schließlich - und im Frühjahr beginnt alles wieder von vorne. In den dem Nestausgang näher liegenden Zellen schlüpfen nur Männchen, die daher im nächsten Frühjahr auch als erstes schlüpfen. In den weiter hinten liegenden Zellen entstehen hingegen die Weibchen.

 

Die Beobachtung der völlig harmlosen Mauerbienen ist ein spannendes Naturerleb-nis für Groß und Klein! Jeder der Arbeitsschritte der Mauerbienen lässt sich beson-ders gut an einer Wildbienennisthilfe beobachten, die man auch schnell selber bauen oder käuflich erwerben kann. Aber Achtung! Im Handel werden sehr viele Nisthilfen angeboten, die völlig falsch konstruiert sind und nicht funktionieren können! Bevor man da also Unsinn baut oder (sehr) viel Geld dafür ausgibt, sollte man sich beraten lassen oder auf den Internetseiten von Naturschutzorganisationen wie dem NABU informieren.

 

In Schleswig-Holstein kommen knapp 300 Wildbienenarten (in Deutschland fast 600 Arten) vor, davon stehen weit mehr als die Hälfte der Arten auf der Roten Liste. Wenn man Wildbienen auf dem Balkon oder im eigenen Garten helfen will, sollte man als erstes für ein ausreichendes, abwechslungsreiches Blütenangebot aus heimischen Pflanzen, Stauden, Büschen und Bäumen sorgen.

Eine weitere Wildbienenart: Die Sandbiene (NABU/C.Pusch)

Spritzmittel sind selbstverständlich tabu. Ausdrücklich sollten einige Ecken im Garten möglichst offen und mager gehalten werden, um besonders auch im Boden nistenden Arten Brutmöglichkeiten anzubieten. Zwischen 60-70 % der heimischen Arten nisten dort und nicht in den häufig ausschließlich angebotenen Wildbienennisthilfen. Auch hier gilt es einige Dinge zu beachten. Als Material bieten sich Schilfhalme oder Bambus mit einer Länge von 10-20 Zentimeter an, der Durchmesser sollte von 3-8 Millimeter reichen. Darüber hinaus gehende Durchmesser werden nicht besiedelt. Die Halme oder Stengel kann man bündeln und z.B. in einen Holzrahmen stecken. Gut geeignet sind auch Hilfen, die man in möglichst abgelagerte Hartholzscheiben oder Blöcke bohrt (z.B. Buche, Eiche, Esche oder Obstbäume). Auch hier ist eine möglichst große Tiefe (ab 8cm) notwendig, die Durchmesser der Bohrlöcher sollten zw. 2-8 mm haben, die kleinen Durchmesser überwiegen. Die Löcher müssen sehr sauber ausgebohrt werden, es dürfen keine Splitter in die Gänge ragen, da sonst die Flügel der ein schlüpfenden Bienen zerfetzt werden. Völlig unsinnig sind in vielen selbst gebauten oder käuflich erworbenen Nisthilfen immer wieder zu beobachtenden Fächer, gefüllt mit Tannenzapfen, Holzspänen oder –klötzchen, sogar mit Korken.