Der NABU Lütjenburg betreut zahlreiche Fledermausquartiere im Umkreis, welche in der Regel zwei Mal im Jahr kontrolliert werden. Ansprechpartner hierfür ist Thomas Juhnke, Telefon 04521/1428.
Nachfolgend finden Sie die aktuellen Kontrollberichte aus den NABU Fledermausquartieren:
Zu Unrecht gefürchtet, verfolgt und vertrieben fristeten Fledermäuse lange Zeit ein wahres Schattendasein. Eine der artenreichsten und interessantesten Gruppe der Säugetiere ist auch heute noch stark gefährdet. Während früher Aberglaube, Mythologie und Religion Ursache ständiger Verfolgung waren, ist dafür heute vor allem die Zerstörung der Lebensräume, besonders das fehlende Angebot von Quartieren sowohl im Wald als auch im menschlichen Siedlungsbereich für den Rückgang der harmlosen und nützlichen Säuger verantwortlich. So werden zunehmend Altholzbestände z.B. mit alten Spechthöhlen im Wirtschaftswald entfernt oder besonders im Rahmen energetischer Sanierungen von Häusern viele Spalten, Ritzen und Höhlen verschlossen, die den Tieren dann nicht mehr als Quartiere zur Verfügung stehen. Fehlende Strukturvielfalt in der Umwelt und die Abnahme des Nahrungsangebotes sorgen für weitere Verschlechterungen der Lebensbedin-gungen.
Die Lebensräume der heimischen Fledermäuse setzen sich aus einem Mosaik unterschiedlicher Landschaftsteile zusammen, die den Tieren im Laufe des Jahres ein Auskommen ermöglichen. Entsprechend ihren Grundbedürfnissen nach Nahrung und Schutz setzt sich der Gesamtlebensraum aus ihrem Jagdgebieten, ihren Sommer-, Winter- und Zwischenquartieren zusammen.
Viele Fledermausarten nutzen so die Insektenvorkommen an Gewässern, andere Arten jagen dafür am Waldrand, über und zwischen der Vegetation oder über dem Boden. Aber auch in Gärten, auf Wiesen, in Alleen oder Parkanlagen oder rund um Straßenlaternen, die mit ihrem Licht nachtaktive Insekten anlocken, kann man Fledermausarten jagen sehen. Ihre Sommerquartiere suchen Waldfledermäuse meistens in Baumhöhlen während sich Hausfledermäuse hingegen in der Wahl ihres Sommerquartieres mehr auf den menschlichen Siedlungsraum spezialisiert haben. Dabei nutzen die Tiere Spalten in Mauern, hinter Holz-, Wand- oder Giebelverkleidungen, Hohlräume hinter Fensterläden oder in Rolladenkästen. Aber auch Dachböden werden gerne als Sommerquartier und Wochenstube genutzt. Dabei kommt es immer wieder zu Konflikten zwischen Fledermäusen und Menschen, sei es durch Verschmutzungen sowie Geruchs- oder Geräuschbelästigungen. Bei kopfstarken Kolonien, die schnell mal etliche hundert Individuen umfassen, können durchaus erhebliche Beeinträchtigen bestehen.
Als Winterquartiere einheimischer Fledermäuse dienen in Schleswig-Holstein z.B. Höhlen, Keller oder alte Bunker, bei einigen wenigen Arten auch Baumhöhlen. Vielfach aus Acht gelassen wird aber auch die Bedeutung von Zwischenquartieren, Orte an denen sich Fledermäuse ausruhen, ihre Beute verzehren oder vor Regen Schutz suchen. Aber auch geschützte Quartiere, in denen sie sich vor dem Bezug und nach dem Verlassen der Sommerquartiere, also in den Wochen vor und nach dem Winterschlaf aufhalten, sind notwendig, um den Tieren einen effizienten Schutz zu gewähren.
Der Schutz dieser interessanten Säugetiergruppe war beim NABU Lütjenburg zunächst eher ein angenehmer Nebeneffekt als primäres Ziel der Arbeit, denn es wurden bei der Kontrolle diverser Nistgeräte im Wald „HUFE“ und am Biotop „Jägerberg“ Fledermäuse angetroffen, die aber nicht eindeutig bestimmbar waren.
Die Eheleute Dieterich aus Plön, bereits seit den 1960er Jahren im Fledermausschutz aktiv, unterstützten die Lütjenburger Aktiven bei der Bestückung neuer Kastenreviere und führten an die geheimnisvollen Insektenfresser heran.
Als 1996 der ehemalige Eiskeller in Mönchneversdorf fledermausfreundlich hergerichtet wurde, hat die „Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz und –forschung AGF“ ihr halbjähriges Landestreffen dort veranstaltet und so wurden Helmut Kühl, Zimmermann aus Lütjenburg und Thomas Juhnke, Technischer Fachwirt aus Engelau auf diesen lockeren Zusammenschluss von Fledermausschützern aufmerksam und nahmen an diesem Treffen teil. Dort wurden beide freundlich aufgenommen und bekamen wertvolle Hinweise zu allen Themen rund um die einzig aktiv fliegende Säugetiergruppe.
1997 haben Helmut Kühl und Thomas Juhnke mit Frau Susanne und Tochter Kim zunächst ein altes unterirdisches Pumpenhäuschen von etwa fünf Quadratmetern Grundfläche in Hohwacht entrümpelt, mit einer Holztür und SCHWEGLER-Fledermauskästen ausgerüstet. Leider hat es einige Jahre gedauert, bis dieses Quartier angenommen wurde, denn es ist recht trocken darin. Erst im Winter 2007/2008 konnte dort ein Braunes Langohr (Plecotus auritus) begrüßt werden.
Als nächstes Projekt hat Helmut Kühl den ehemaligen „Kartoffelkeller“ an der Niedermühle von der Stadt Lütjenburg gewinnen können. Dieses Quartier (etwa 30m²) ist in einen Hang gebaut und durch das feuchtkalte Klima ideal für die Tiere. Auch hier musste das bewährte Team jede Menge Müll entfernen, der freundlicherweise von Bauhof-Mitarbeitern abgeholt wurde. Um die Tiere im Winter vor Störungen zu schützen, haben die Fledermausschützer dort eine Tür aus einer Siebdruckplatte installiert. Im Winter 2002/2003 haben die ersten Braunen Langohren diese Unterkunft für sich entdeckt , –und sind diesem bis heute treu geblieben, 2014/15 mit dem bisherigen Topergebnis (16 Tiere). Dazu gesellen sich seit ein paar Jahren auch Wasser- und Fransenfledermäuse in kleinerer Zahl.
Das hat Helmut Kühl, Träger der goldenen Ehrennadel des NABU, leider nicht mehr miterlebt, denn er starb 2001!
Auch den Vandalismaus von 2003 musste er nicht mehr ertragen, bei dem die Tür ausgehebelt und zerstört wurde. Der NABU Lütjenburg hat sich dann für eine massivere und die Information der Bürger entschieden. Eine Störung der Fledermäuse im Winter kann schließlich lebensbedrohend sein, da dann die angefressenen Fettreserven eventuell nicht mehr ausreichend sind. Es wurde eine stählerne FH-Tür eingemauert und ein Schild angebracht.
Mit der Befestigung von etwa 20 speziellen Hohlblocksteinen wurde den Tieren weitere Unterschlupfmöglichkeiten geboten. In den folgenden Jahren wurden weitere Bauteile ergänzt, etwa Fledermaussteine der Fa. HASSELFELDT und in der AGF entwickelte transparente Eigenkreationen.
2006 bot der Bürgermeister der Gemeinde Hohwacht dem NABU ein aufgegebenes Toilettengebäude an der Steilküste an. Juhnke stemmte ein Mannloch in die zugemauerten Zugänge, entfernte zunächst einen Großteil der Inneneinrichtung wie die Kabinenabtrennungen, Türen und alle Holzteile, brachte auch hier mit seiner Frau Hohlblocksteine, eine Tür und Informationstafel an. Bereits im folgenden Winter wurden die ersten Fledermäuse beobachtet.
2007 hat Thomas Juhnke in seiner neuen Heimatstadt Eutin und der Umgebung im Rahmen der muna-Multiplikatorenförderung 50 Fledermausflachkästen an Gebäuden angebracht und weitere rund 20 Kästen zur Selbstmontage ausgeliefert. Dafür wurde Eutin, auch in Anbetracht bereits vorhandener Quartiere, die Eutiner NABU-Mitglieder in den Jahren zuvor geschaffen hatten, am 23.04.2008 von der Stiftung Naturschutz und dem NABU Schleswig-Holstein zu Deutschlands erster „Fledermausfreundlichen Stadt“ ausgezeichnet
Um die Winterquartiere in Hohwacht und an der Niedermühle wurden in den Folgejahren Sommerkästen aufgehängt, um Leitstrukturen für die Tiere zu schaffen. Seit 2007 betreut Thomas Juhnke außerdem einen kleinen Winterkeller in Benz und ab 2009 zusätzlich ein von ihm eingerichtetes Kastenrevier in Eutin. Ferner wird der NABU Preetz-Probstei bei seinen Winterkontrollen ebenso unterstützt, wie bei der Kontrolle in Mönchneversdorf mitgewirkt.
Besonders während der sogenannten Wochenstubenzeit im Juni und Juli kommt es immer wieder zu Meldungen aufgefundener Fledermäuse durch aufmerksame Bürger. Aber auch in der übrigen Zeit des Jahres, etwa nach einem langen Winter, bei Baumfällarbeiten oder beim Hereinholen von Holz für den Kamin werden Tiere entdeckt.
Die Tiere sollten zunächst aus dem Weg genommen und am Abend auf rauem Untergrund möglichst hoch an eine Wand, einen Balken oder Baum gesetzt werden. Dabei trägt man bitte unbedingt Handschuhe, denn auch wenn diese Tiere in solcher Situation nicht hektisch reagieren und die Zähne einiger Arten kaum die menschliche Haut verletzen könnten, sind es doch Wildtiere, die mit der nötigen Vorsicht behandelt werden sollten.
Vom Boden können viele Fledermausarten nur schlecht abfliegen, Fledermausbabies sind sogar darauf angewiesen, von ihren Müttern abgeholt zu werden, wenn sie nicht direkt in ihr Quartier hochkrabbeln können.
Tagsüber kann man das Tier noch in einem Karton mit ein paar Stückchen Küchenrolle oder Klopapier schattig und kühl stellen (Garage, Keller).
Wer bereits Erfahrung mit der Versorgung von Wildtieren hat, gibt noch wenige Tropfen Wasser.
Wenn die Fledermaus am nächsten Tag nicht abgeflogen ist, oder man sich den Umgang damit nicht zutraut, ruft man sinnvoller Weise in der Landesstelle Fledermausschutz in Bad Segeberg an (04551-96 39 99) und erfragt einen ehrenamtlichen Fledermausschützer, der in der Nähe des Fundortes wohnt.
Für den Bereich der NABU–Gruppen Lütjenburg und Eutin sind die Eheleute Juhnke mit allem ausgerüstet, um Fund-Fledermäuse zu versorgen.
Neben einigen Mücken-, Rauhaut- und Breitflügelfledermäusen wurden auch schon eine Teich- und eine Zweifarbfledermaus versorgt.
Die Kastenkontrollen ab Ende Juli/Anfang August sind seit jeher öffentlich.
Zusätzlich haben Kühl und Juhnke ab etwa 1999, später dann auch der Lütjenburger Abfall- und Umweltberater Konrad Olexik, abendliche Fledermausführungen angeboten. Dafür hat der NABU Lütjenburg zunächst drei analoge SSF-Batdetektoren angeschafft, denn Fledermäuse jagen und orientieren sich mit, für den Menschen unhörbaren Ultraschallrufen. Mit der wachsenden Routine und einem Detektorseminar als Hintergrund kam der Wunsch nach besserem Equipment, um der wachsenden Zahl an Teilnehmern gerecht zu werden. Ein PETTERSSON D200 mit Digitalanzeige wurde von der Ortsgruppe gekauft, die älteren Fledermausdetektoren werden bei den Führungen ausgegeben. 2014 kamen zwei BATSCANNER der Schweizer Firma ELEKON dazu, die selbstständig die Hauptfrequenz der gerade vorbei geflogenen Fledermaus einstellen und anzeigen.
Mit einem Akku-betriebenen Aktivlautsprecher (UE Boom) lassen sich auch große Gruppen bei Führungen an die Orientierung der Insektenjäger heran führen. Selbst die Lichttechnik hat sich verändert, mittlerweile wird mit rotem LED-Licht (Wolf Eyes Super Storm) gearbeitet, da sowohl die eigene als auch die Blendung der Tiere deutlich reduziert wird.
Am letzten August-Wochenende findet alljährlich die sogenannte Bat-Night auch in Bad Segeberg statt – auch hier unterstützt der NABU Lütjenburg seit über zehn Jahren bei allen anfallenden Arbeiten.