Silvester war für Vögel am Sehlendorfer Binnensee der Horror
Eigentlich ist das imposante Trompeten der „Vögel des Glücks“, wie die Kraniche auch genannt werden, ergreifend und ein richtiges Gänsehauterlebnis. In der Silvesternacht jedoch klangen die Rufe, die über den Sehlendorfer Binnensee schallten, nur noch panisch. Grund waren die Böller und das Feuerwerk rund um den Sehlendorfer Binnensee. Kraniche und tausende andere Wasservögel, die im Winter im Naturschutzgebiet rasten, waren nahezu vollständig eingekreist vom Feuerwerk.
![Trompetende Kraniche](https://image.jimcdn.com/app/cms/image/transf/dimension=294x1024:format=jpg/path/s0a3638783bb34c6d/image/i22d5ff2a3c796dd2/version/1736607164/trompetende-kraniche.jpg)
„Wir sind mit einem sehr bedrückenden Gefühl nach Hause gegangen“, schildern Jürgen Hicke und Christina Mohwinkel ihre Eindrücke aus der Silvesternacht. Die beiden betreuen ehrenamtlich und mit viel Einsatz das Naturschutzgebiet zwischen Hohwacht und Sehlendorf. Den Jahreswechsel haben sie bei Sturm und Regen auf dem neuen Beobachtungsturm in Hohwacht verbracht und waren über die Auswirkungen des Feuerwerks auf die Natur erschüttert.
„Wir haben wirklich Verständnis, wenn Menschen den Jahreswechsel mit Freude ausgelassen feiern, das machen wir auch“, so die beiden Naturschützer, „aber die Böllerei und das zünden von Leuchtraketen in der Nähe eines Naturschutzgebietes geht wirklich zu weit“. Bereits weit vor Mitternacht wurden Böller am Kranichring gezündet, welche die Vögel aufscheuchten. Besonders laut wären die herumirrenden Kraniche zu hören gewesen, deren Rufe panisch klangen, berichten die Schutzgebietsbetreuer vom NABU. Dabei hatte die Gemeinde Hohwacht unter dem Motto „Hohwacht leuchtet auch ohne Böller“ zum freiwilligen Verzicht auf die Knallerei aufgerufen. Beachtet wurde es augenscheinlich nicht. Sogar in Verbotszonen und in Bereichen mit Reetdachhäusern wurden in der Sturmnacht unverantwortlich Raketen abgefeuert.
Im Übrigen ist es nach dem Bundesnaturschutzgesetz „verboten, wildlebende Tiere mutwillig zu beunruhigen“ und „wildlebende Tiere der streng geschützten Arten und der europäischen Vogelarten während der Fortpflanzung-, Aufzucht-, Mauser-, Überwinterungs- und Wanderzeiten erheblich zu stören.“ Wo Einsicht und Verständnis für den Naturschutz sowie Appelle der Gemeinde verhallen, bleiben wohl nur Verbote, die es im Übrigen in der Nähe zu Kirchen, Krankenhäusern, Altenheimen und Reetdachhäusern bereits gibt. Naturschutzgebiete und die darin lebenden Tiere, teilweise streng geschützte Arten, sollten dieselben Rechte haben, fordern die Naturschützer.
Wer sich einen Eindruck von der aussichtslosen Lage der Vögel machen will, kann auf dem nachfolgenden, vom Beobachtungsturm aufgenommenen Video die panischen Rufe der Kraniche im Feuerwerk verfolgen.
Bitte passen Sie die Wiedergabe-Lautstärke an. Die Explosionen der Feuerwerkskörper übertönen das Rufen der Tiere.